Die Nuklearenergie erlebt derzeit eine bemerkenswerte Wiederbelebung des Interesses, da in den nächsten zwei Jahrzehnten ein erheblicher Anstieg der Stromnachfrage erwartet wird. Ein prominentes Beispiel dafür ist Microsofts zukunftsweisender Schritt: Der Technologie-Gigant hat sich verpflichtet, jegliche zukünftige Energie eines geplanten, wiederbelebten Atomkraftwerks von Constellation Energy zu kaufen. Diese emissionsfreie Energie ist essentiell für die Stromversorgung der eigenen Rechenzentren und die Unterstützung von Microsofts Cloud-Computing- und KI-Betrieb. Viele Experten sehen in diesem Vertrag einen möglichen Impuls für die träge US-amerikanische Atomindustrie. Der führende Atomkraftbetreiber NextEra Energy teilt die Ansicht, dass Atomkraft eine Rolle bei der Deckung des zukünftigen Energiebedarfs spielen wird, weist aber auch auf praktische Einschränkungen hin.
NextEra Energy ist als vielseitiger Energieerzeuger bestens mit der Branche vertraut. Laut CEO John Ketchum steht die US-Stromindustrie vor einer "Phase beispiellosen Wachstums der Stromnachfrage". In einer aktuellen Konferenz hob er hervor, dass "Prognosen einen sechsfachen Anstieg der Zuwachsrate der Stromnachfrage innerhalb der nächsten 20 Jahre im Vergleich zu den vergangenen 20 Jahren" vorhersagen.
Mehrere Faktoren fördern diesen optimistischen Ausblick, insbesondere Rechenzentren. Ketchum erklärte, dass ihr Strombedarf allein voraussichtlich erheblich zunehmen wird, was bis 2030 zu einem neuen Elektrizitätsbedarf von etwa 460 Terawattstunden führen könnte. Aufgrund dieses Bedarfs wird der Ausbau zusätzlicher Kapazitäten erforderlich sein, wobei Atomkraft eine Schlüsselrolle spielen könnte. Dies liegt daran, dass sie kontinuierliche Stromversorgung bietet und emissionsfrei ist, was für Technologieunternehmen bei der Erreichung ihrer Klimaziele von Bedeutung ist.
Trotz der positiven Aspekte sieht NextEra Energy auch Herausforderungen im Bereich Atomenergie. "Es gibt nur wenige Atomkraftwerke, die wirtschaftlich wieder in Betrieb genommen werden können", so Ketchum. Dazu gehört auch das Duane Arnold-Kernkraftwerk in Iowa, dessen Reaktivierung geplant ist. Doch selbst bei einem hundertprozentigen Erfolg dieser Projekte würde nur ein Bruchteil der benötigten 900 Gigawatt neuer Stromkapazität bis 2040 gedeckt.