Die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt unter dem US-Insolvenzrecht „Chapter 11“ setzt nicht nur das Unternehmen unter Druck, sondern lässt auch in Berlin und Kiel die Alarmglocken schrillen.
Rund 600 Millionen Euro staatlich verbürgter Mittel, bereitgestellt von der KfW, stehen auf dem Spiel – eine enorme Belastung für die öffentliche Hand.
Ein Hoffnungsträger in Schwierigkeiten
Northvolt, bekannt als eines der vielversprechendsten Unternehmen im Bereich der Batterietechnologie, galt lange als Schlüsselakteur für die europäische Antwort auf die asiatische Dominanz in der E-Mobilität.
Insbesondere das Projekt der Batteriefabrik im schleswig-holsteinischen Heide sollte als Symbol für nachhaltige Produktion und europäische Eigenständigkeit dienen. Doch der Glanz ist verblasst: Das Unternehmen hat Gläubigerschutz beantragt, um eine Restrukturierung unter Insolvenzbedingungen durchzuführen.
Die Fabrik in Heide, über eine deutsche Tochtergesellschaft finanziert, ist zwar von der Insolvenz der Muttergesellschaft Northvolt AB formal ausgenommen. Doch die Auswirkungen des Chapter-11-Verfahrens belasten auch die deutsche Seite erheblich. Forderungen der Geldgeber – darunter die 600-Millionen-Euro-Wandelanleihe der KfW – sind vorerst eingefroren.
Milliardenrisiko für öffentliche Haushalte
Die Finanzierungsstruktur offenbart das Risiko für Bund und Land. Die Hälfte der Wandelanleihe, rund 300 Millionen Euro, ist durch Schleswig-Holstein verbürgt. Der Rest liegt in der Verantwortung des Bundes.
Da Northvolt AB die Mittel aktuell nicht zurückzahlen kann, wird der Bund diese Summe zunächst ausgleichen müssen. Schleswig-Holstein hat bereits signalisiert, seine Rückbürgschaft zu erfüllen, doch das ändert nichts an der prekären Lage.
Das Bundeswirtschaftsministerium betonte zwar, die Forderungen gegenüber Northvolt blieben bestehen, doch die Unsicherheit bleibt groß. „Eine endgültige Aussage über die Werthaltigkeit unserer Ansprüche ist derzeit nicht möglich“, erklärte ein Sprecher.
Lesen Sie auch:
Chapter 11: Eine Chance oder der Anfang vom Ende?
Das Insolvenzverfahren nach Chapter 11 zielt darauf ab, Unternehmen unter gerichtlicher Aufsicht zu restrukturieren und sie in die Lage zu versetzen, ihre Geschäftstätigkeit fortzusetzen.
Es gibt also Hoffnung, dass Northvolt seine finanzielle Schieflage überwinden und die Mittel zurückzahlen könnte. Doch Experten warnen: Der Ausgang solcher Verfahren ist oft ungewiss, insbesondere in einem Marktumfeld, das von starkem Wettbewerb und hohen Investitionsanforderungen geprägt ist.
Die staatlichen Bürgschaften waren an strikte Vorgaben gebunden, um sicherzustellen, dass die Mittel in den Aufbau der Batteriefabrik in Heide fließen. Doch selbst diese Schutzmaßnahmen bieten keine Garantie dafür, dass Bund und Land am Ende keinen finanziellen Schaden erleiden.