16. September, 2024

Wirtschaft

Nordstrom plant Rückkehr in Familienhand: Privatisierung in Sicht

Nordstrom plant Rückkehr in Familienhand: Privatisierung in Sicht

Die Traditionskette Nordstrom steht möglicherweise vor einer bedeutsamen Veränderung: Die Nordstrom-Familie, die etwa 33% der Anteile hält, hat sich mit dem Einzelhandelsinvestor El Puerto de Liverpool, der einen 10%igen Anteil besitzt, zusammengeschlossen, um das Unternehmen zu privatisieren. Laut einer behördlichen Meldung vom Mittwoch wird die Gruppe die verbleibenden 57% der Anteile für insgesamt 3,8 Milliarden US-Dollar oder 23 US-Dollar pro Aktie erwerben.

Neil Saunders, Geschäftsführer von GlobalData im Bereich Einzelhandel, erklärte gegenüber Yahoo Finance, dass das Angebot angesichts der aktuellen Marktkapitalisierung von Nordstrom als fair einzuschätzen sei. Ein spezieller Ausschuss des Verwaltungsrats von Nordstrom bestätigte den Eingang des Angebots und erklärte, dass es in Zusammenarbeit mit unabhängigen Finanz- und Rechtsberatern sorgfältig geprüft werde, um die beste Vorgehensweise für Nordstrom und alle Aktionäre zu bestimmen.

Der angebotene Preis liegt knapp über dem aktuellen Aktienkurs und stellt eine nahezu 30%ige Prämie im Vergleich zum Jahresanfang dar, als der Aktienkurs bei 17,78 US-Dollar stand. Bereits 2018 hatte das Unternehmen ein Privatisierungsangebot der Nordstrom-Familie zu ungefähr 50 US-Dollar pro Aktie abgelehnt. Seitdem sind die Nettogewinne des Unternehmens um 76% gefallen.

Die jüngsten Quartalsergebnisse zeigen einen Zuwachs von 3,4% bei den vergleichbaren Umsätzen, wobei das Discount-Segment Nordstrom Rack einen Anstieg von 8,8% verzeichnete. Dennoch scheint der allgemeine Abwärtstrend nicht aufzuhalten zu sein: Seit dem Höchststand von rund 80 US-Dollar pro Aktie ist der Wert um mehr als 70% gefallen.

Sollten die Investoren feststellen, dass der spezielle Ausschuss seine Sorgfaltspflicht nicht erfüllt hat, könnten sie rechtliche Schritte einleiten, so David Swartz von Morningstar. Aufgrund der ablehnenden Haltung der Nordstrom-Familie und Liverpool gegenüber alternativen Angeboten sind jedoch keine konkurrierenden Angebote zu erwarten.

Die Entscheidung zur möglichen Privatisierung könnte auch ein Indikator für den aktuellen Unternehmenszustand sein. Kritik wird vor allem an den Expansionsstrategien nach Kanada und New York geübt, sowie an der verspäteten Ausweitung des Rabattgeschäfts Nordstrom Rack. Dennoch könnte die Privatisierung Nordstrom die notwendige Handlungsfreiheit bieten, um langfristig orientierte Entscheidungen zu treffen, ohne den Druck der öffentlichen Märkte.

David Swartz äußerte sich skeptisch über die Rolle von Ryan Cohen, dem CEO von Gamestop, der Interesse an Nordstrom bekundete und Veränderungen im Vorstand vorgeschlagen hatte. Saunders wiederum betont, dass die Nordstrom-Familie trotz aller Schwierigkeiten über beträchtliche Erfahrung im Einzelhandel verfügt.

Die aktuelle Marktdynamik hat auch andere große Einzelhändler wie Macy's zu Übernahmegesprächen veranlasst, die jedoch in den letzten Monaten negativ ausgegangen sind. Experten betonen, dass der Einzelhandelsmarkt derzeit einem starken Wandel unterliegt und Marken wie Nordstrom, zumindest öffentlich, eine vorsichtige Prognose bezüglich ihres Konsumentenstamms abgeben.