23. November, 2024

Wirtschaft

Nordlichter in der Krise: Northvolts stürmische Zeiten am Polarkreis

Nordlichter in der Krise: Northvolts stürmische Zeiten am Polarkreis

Die Spannung steigt am Rand des Polarkreises, wo die Mitarbeiter von Northvolt trotz eisiger Kälte und Schneematsch ihrem Arbeitsalltag in der riesigen Gigafactory in Skellefteå nachgehen. Noch laufen die Maschinen, doch die Zukunft der Firma bleibt ungewiss. Am Donnerstagabend reichte Northvolt aufgrund finanzieller Notlage Gläubigerschutz bei einem New Yorker Gericht ein, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Seit der Gründung im Jahr 2016 sammelte das Vorzeigeunternehmen der europäischen Batteriewirtschaft über 15 Milliarden Dollar von Investoren und Regierungen ein. Dennoch schrumpften die liquiden Mittel zuletzt auf eine Woche Betriebskosten – gerade einmal 30 Millionen Dollar. Der Rückgang der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa wird als Hauptursache für die Turbulenzen bei Northvolt genannt. Die grundlegende Annahme eines stetigen Wachstums des Elektromobilitätssektors erwies sich als Trugschluss. Der Einbruch des globalen Marktes für Elektroautos im Jahr 2023, bedingt durch Inflation und zögerliches Konsumentenverhalten, traf Northvolt besonders hart. Die Marktforscher von Rho Motion senkten ihre Prognose für den EV-Absatz im Jahr 2030 um ein Viertel. Besonders in Europa, dem wichtigsten Markt für Northvolt, ist die Nachfrage stark zurückgegangen. In Deutschland alleine sanken die Verkäufe um 18 Prozent. Darüber hinaus droht Konkurrenz aus China. Günstigere Elektroautos, die mit chinesischen Batterien betrieben werden, drängen auf den Markt und machen den europäischen Herstellern das Leben schwer. Dies setzte Northvolt unter Druck, die sich mit sauberen Batterien aus erneuerbarer Wasserkraft von der Konkurrenz abheben wollten. Trotz einer eindrucksvollen Produktionsleistung von 60.000 Batterien pro Woche und Aufträgen im Wert von 50 Milliarden Dollar, sind einige Schlüsselkunden wie BMW vorsichtiger geworden, während staatliche Investoren ihre Förderzusagen überdenken. Die Insolvenzverschleppung verschafft Northvolt zwar eine Atempause, doch es bedarf nun finanzieller Hilfen, um den Weg aus der Krise zu finden. Scania hilft mit einem Notkredit von 100 Millionen Dollar und hat zudem 145 Millionen Dollar aus Sicherheitsleistungen freigesetzt.