Northvolt, einst als große Hoffnung Europas in der Elektromobilität betitelt, hat diese Woche einen herben Rückschlag erlitten, indem das Unternehmen Insolvenz nach US-amerikanischem Chapter-11-Verfahren anmelden musste. Europäische Staaten, die auf eine eigenständige Batteriefertigung für E-Fahrzeuge gesetzt hatten, stehen nun vor der Frage, wie sie mehr Investitionen anziehen können. Das Ziel, mit chinesischen Konkurrenten Schritt zu halten, scheint in weite Ferne gerückt.
Obgleich Northvolt seit seiner Gründung im Jahr 2016 mehr als 10 Milliarden Dollar an Eigenkapital, Schulden und öffentlicher Finanzierung erhalten hat, blieben Bemühungen um weitere Unterstützung von Investoren wie Volkswagen und Goldman Sachs erfolglos. Beide Unternehmen besitzen jeweils etwa 20 Prozent der Anteile an Northvolt. Um sich neu zu strukturieren und die Insolvenz abzuwenden, benötigt das schwedische Unternehmen zwischen 1,0 und 1,2 Milliarden Dollar in frischem Kapital.
Die jüngsten Einsparmaßnahmen von Northvolt beinhalteten Stellenkürzungen und die Verkleinerung der Geschäftsaktivitäten. Dennoch schafft es das Unternehmen nicht, genügend hochwertige Batterien zu produzieren. Ein herber Rückschlag: Im Juni verlor Northvolt einen wichtigen Vertrag mit BMW im Wert von 2 Milliarden Euro. Die ehrgeizigen Ziele Europas in Sachen Batteriewertschöpfung scheinen dadurch stark gefährdet.
Der langsamer als erwartete Anstieg der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sowie die Dominanz Chinas im globalen Batteriemarkt sind weitere Herausforderungen. Laut der Internationalen Energieagentur kontrolliert China aktuell 85 Prozent der weltweiten Batteriezellenproduktion. Andy Palmer, Gründer der Beratung Palmer Automotive, kommentierte jüngst, dass das Hauptproblem in der schwierigen Fertigung von Batterien liegt, und die Unzufriedenheit der Kunden auf Managementdefizite zurückzuführen sei.
Nicht nur Northvolt, sondern auch andere Protagonisten auf dem europäischen Batteriemarkt stecken in der Krise. Dieses Jahr haben mindestens acht Unternehmen ihre Projekte zurückgestellt oder gänzlich aufgegeben, darunter die chinesische Svolt und das Joint Venture ACC von Stellantis und Mercedes-Benz.