Europa wollte mit Northvolt ein Zeichen setzen und ein eigenes Kapitel in der Geschichte der Elektromobilität schreiben. Doch der Traum der schwedischen Batteriefirma erweist sich als brüchig. Nach zähen Verhandlungen mit Investoren wie Volkswagen und Goldman Sachs, die einen erheblichen Teil der Aktien besitzen, stellte Northvolt den Antrag auf Insolvenzschutz nach US-Kapitel 11.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 brachte die Devise „Make oil history“ der Firma mehr als 10 Milliarden Dollar ein. Doch nun klafft ein Finanzloch von über einer Milliarde Dollar, das dringend gefüllt werden muss, um den Betrieb überhaupt bis März nächsten Jahres fortzuführen. Kürzungen bei Belegschaft und Produktion waren unumgänglich, doch die Unzufriedenheit mit der Leistungsfähigkeit der Batterien führte zum Verlust eines Milliardengeschäfts mit BMW.
Europas selbstgestecktes Ziel, eine wettbewerbsfähige Batterieindustrie zu schaffen, rückt in weite Ferne, während China weiter vom Erfolg getragen wird und mittlerweile 85 % der weltweiten Batteriezellproduktion kontrolliert.
Viele europäische Startups haben Milliardensummen investiert, um den Wandel zu elektrischen Fahrzeugen mitzugestalten, doch die Nachfrage wächst langsamer als erwartet. Der technologische Vorsprung Chinas wird inzwischen auf ein Jahrzehnt geschätzt. Einige Projekte, darunter Kooperationen mit Mercedes-Benz und Stellantis, wurden bereits auf Eis gelegt.
Northvolts Schulden belaufen sich auf fast sechs Milliarden Dollar, darunter auch Forderungen der Europäischen Investitionsbank. Die EIB verfolgt die Entwicklungen mit strategischem Interesse, denn Europas Bestreben, eigene Batterieressourcen zu entwickeln, bleibt entscheidend. Doch die einst so optimistische Zukunftsvision betrachtet Northvolts CEO Peter Carlsson mittlerweile mit Besorgnis, denn das Risiko, dass Europa im globalen Wettlauf den Anschluss verliert, ist greifbar.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf ein Umdenken in Europa. Denn eines scheint klar: Wagt der Kontinent nicht den großen Sprung, dürfte China die gesamte Wertschöpfungskette übernehmen.