Der chinesische Elektrofahrzeughersteller NIO Inc. zeigt nach einem Jahr voller Herausforderungen deutliche Zeichen der Erholung. Steigende Verkaufs- und Werbekosten sowie zunehmende Betriebskosten hatten das Unternehmen belastet. Doch dank steigender Investitionen, chinesischer Konjunkturprogramme und einer wachsenden Nachfrage nach neuen Modellen scheint sich das Blatt nun zu wenden.
Bis vor kurzem bot die NIO-Aktie kaum Grund zur Freude und verzeichnete seit Jahresbeginn einen Rückgang von 26,3%. In den letzten Wochen hat sie jedoch eine beachtliche Wende hingelegt und die Branche für ausländische Automobilhersteller mit einem Anstieg von 65,3% deutlich hinter sich gelassen.
Besonders bemerkenswert ist der Kurssprung von 25,6% in den vergangenen fünf Handelssitzungen, wodurch die NIO-Aktie über ihren 200-Tage-Durchschnitt stieg und somit einen bullischen Trend signalisierte. Verantwortlich für diesen Aufschwung sind frische Geldspritzen von strategischen Investoren in China, die 470 Millionen US-Dollar in NIO China, die Hauptbetriebseinheit des Unternehmens, investieren. Diese Investitionen werden NIO ein Beteiligungsverhältnis von über 88% sichern, während die strategischen Partner etwa 12% halten werden.
Der durch die People's Bank of China (PBOC) eingeführte Konjunkturpaket zur Unterstützung der von der Immobilien- und Arbeitslosenkrise belasteten chinesischen Wirtschaft befeuerte das Wachstum weiter. Diese Wirtschaftsstimuli steigern die Kaufkraft der Verbraucher und ermöglichen den Erwerb von High-End-Elektrofahrzeugen wie dem ES8 und dem ET9. Auch die Einführung des preisgünstigen Modells Onvo L60, das zu einem Preis von 21.200 US-Dollar startet und damit deutlich günstiger als das Tesla Model Y ist, verleiht der Aktie Rückenwind.
Darüber hinaus konnte NIO im zweiten Quartal mit 57.373 ausgelieferten Fahrzeugen und einer Umsatzsteigerung um 143,9% gegenüber dem Vorjahr glänzen. Verbesserte Komponenten- und Lieferkettenkosten führten ebenfalls zu einem Anstieg der Fahrzeugmargen auf 12,2%, im Vergleich zu 6,2% im Vorjahr. Bis zum Jahresende sollen die Margen auf etwa 15% klettern.
Das jüngste Kapitalinvestment veranlasste Analysten von Citigroup und Daiwa, ihre Kursziele für die NIO-Aktie auf 8,90 US-Dollar bzw. 10 US-Dollar anzuheben. Allerdings bleibt die betriebliche Effizienz des Unternehmens unsicher, was neue Investoren beachten sollten. Mit einer Schuldenquote von 71,5% liegt NIOs Verschuldung deutlich über dem Branchendurchschnitt von 23%.