Die deutsche Tabakbranche wirbt eindringlich für die Zulassung von Nikotinbeuteln, die als weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten gelten. In vielen EU-Ländern sind die Beutel legal, doch Deutschland fehlt bislang eine klare Regelung. Laut Torsten Albig von Philip Morris Deutschland verpasst der Bund dadurch nicht nur Steuereinnahmen, sondern auch eine effektive Produktkontrolle. Kritiker, insbesondere aus dem Bereich der Gesundheitsforschung, warnen indes vor den Risiken, insbesondere für die Jugend.
Nikotinbeutel, die unter die Oberlippe geschoben werden, enthalten zwar keinen Tabak, jedoch Aromen in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die US-Behörde FDA hat kürzlich die Vermarktung bestimmter Produkte genehmigt, was die Hersteller als positiven Impuls werten. Große Tabakkonzerne investieren Milliarden, um ihr Portfolio mit rauchfreien Alternativen zu diversifizieren. Diese Umstellung zeigt Wirkung: Philip Morris verkaufte 2024 weit mehr Nikotinbeutel als im Vorjahr.
In Deutschland ist der Vertrieb der Pouches kompliziert. Sie sind als Lebensmittel eingestuft, die kein Nikotin enthalten dürfen, weswegen der Verkauf in Läden untersagt ist. Aus dem Ausland hingegen sind sie problemlos online bestellbar. Die Branche kritisiert diese Regelung als unlogisch und weist auf einen florierenden Schwarzmarkt hin. Verbraucherschutzminister forderten bereits 2021 eine Anpassung der Gesetze, doch bislang tut sich wenig.
Neben Philip Morris wollen auch Unternehmen wie Japan Tobacco International und British American Tobacco den Markt mit Nikotinbeuteln erobern. Vertreter bezeichnen die Produkte als potenziell weniger schädlich, halten jedoch eine Regulierung in Deutschland für unerlässlich. Kritiker jedoch warnen: Die Produkte werden als Lifestyle-Artikel vermarktet und seien keine anerkannten Mittel zur Rauchentwöhnung.
Gesundheitsexperten sowie Politiker aus unterschiedlichen Lagern äußern ihre Bedenken. Es fehlten Langzeitstudien zur Sicherheit der Pouches und die Suchtgefahr sei erheblich. Insbesondere Jugendliche und Schwangere könnten durch die Produkte gefährdet werden. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit drängt ebenfalls auf strengere Kontrollen im Online-Handel, um den freien Zugang zu beschränken.