Nigerias Stromnetz steht vor beständigen Herausforderungen und behindert damit das wirtschaftliche Wachstum und Investitionen in der bevölkerungsreichsten Nation Afrikas. Die Weltbank schätzt, dass die brüchige Stromversorgung der nigerianischen Wirtschaft jährlich Verluste von 29 Milliarden US-Dollar beschert.
Das Herzstück des Problems sind alternde Infrastrukturkomponenten des Stromnetzes. Überlastete Übertragungsleitungen und Umspannwerke, teilweise älter als vier Jahrzehnte, führen häufig zu Ausfällen. Die staatliche Transmission Company of Nigeria (TCN) verzeichnet im Durchschnitt Übertragungsverluste von 7,79 Megawatt pro 100 Megawatt, die in das Netz eingespeist werden. Ein Mangel an Investitionen über die Jahre hinweg macht das Netz anfällig für Ausfälle bei schwankender Nachfrage. Zudem verschärfen Vandalismus und Angriffe auf die Infrastruktur, insbesondere im Norden Nigerias, die Problematik. In den letzten zwei Jahren registrierte die TCN 108 Angriffe auf ihre Anlagen.
Ein weiteres Problem ist die Diskrepanz zwischen Produktionskapazität und tatsächlicher Stromversorgung. Obwohl Nigeria über eine Bevölkerung von mehr als 200 Millionen Menschen verfügt und die siebtgrößten Gasreserven weltweit besitzt, erzeugt das Land weniger als 10 % des Stroms, den Südafrika mit einer dreimal kleineren Bevölkerung generiert. Der Großteil des nigerianischen Stroms stammt aus Gaskraftwerken im Süden, während der Rest von Wasserkraftwerken im Norden produziert wird.
Mehr als zehn Jahre nach der Privatisierung des Stromsektors zeigen sich kaum Verbesserungen im nationalen Stromnetz. Dennoch hat die Regierung im vergangenen Jahr den Bundesstaaten erlaubt, selbst Strom zu erzeugen und zu übertragen. Staaten wie Lagos entwickeln bereits eigene Strommärkte. Zudem arbeitet die Regierung mit der Weltbank an der Errichtung von 1.000 Mini-Solar-Netzen, um die Energieversorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern.
Sherisse Alexander von WATT Renewable Corporation betont, dass Nigeria eine widerstandsfähigere Energiepolitik benötigt, die auf dezentralisierte Energiequellen wie Solarenergie in Kombination mit Speichersystemen setzt, um das nationale Netz effektiv zu ergänzen.