Ein Jurist an der Spitze des Aufsichtsrats
Ein Wechsel in der Chefetage kündigt sich bei BMW an: Nicolas Peter, ehemaliger Finanzvorstand und zuletzt Leiter der BMW-Stiftung, soll auf der Hauptversammlung im Mai 2025 die Nachfolge von Norbert Reithofer als Aufsichtsratschef antreten.
Diese Entscheidung wurde von Großaktionären und Arbeitnehmervertretern gleichermaßen begrüßt – ein seltener Schulterschluss in einem Konzern, der zunehmend zwischen globalem Wettbewerbsdruck und interner Transformation navigiert.
Peter tritt in große Fußstapfen: Norbert Reithofer, der das Unternehmen fast 25 Jahre maßgeblich geprägt hat, verlässt ein BMW, das trotz globaler Herausforderungen wie dem rückläufigen China-Geschäft und steigenden geopolitischen Risiken an seiner Spitzenposition festhält.
Doch Peter bringt nicht nur die nötige Erfahrung mit, sondern auch ein besonderes Talent für Diplomatie – eine Fähigkeit, die er in den kommenden Jahren dringend brauchen wird.
Von der Finanzkrise bis zur Elektro-Revolution
Peter, Jahrgang 1962, ist kein typischer BMW-Manager. Während viele seiner Kollegen aus der Ingenieurwelt stammen, begann seine Karriere in der Finanzabteilung des Konzerns.
Als Leiter des Konzerncontrollings bewies er 2009 während der Finanzkrise, dass er selbst in turbulenten Zeiten Kurs halten kann. Sein strategischer Weitblick verschaffte ihm auch international Respekt: Als Finanzvorstand war er maßgeblich an der Übernahme eines chinesischen Produktions-Joint-Ventures beteiligt – ein riskanter, aber letztlich erfolgreicher Schritt, der BMWs Position in Asien stärkte.
Besonders bemerkenswert ist Peters Fähigkeit, verschiedene Interessen auszubalancieren. Während seiner Amtszeit als Finanzvorstand setzte er auf Effizienzsteigerungen und neue Geschäftsmodelle, ohne dabei den Fokus auf innovative Technologien zu verlieren. Mit seiner zurückhaltenden, aber zielorientierten Art könnte er den Aufsichtsrat in eine neue Ära führen.
Die Herausforderungen für BMW: Kosten, China und Elektromobilität
Doch der Wechsel fällt in eine schwierige Zeit. BMW musste im dritten Quartal 2024 einen Gewinneinbruch von 84 Prozent verkraften.
Ein Rückruf von Millionen Fahrzeugen durch fehlerhafte Bremsen eines Zulieferers wiegt schwer, und die Abhängigkeit vom chinesischen Markt wird zunehmend zur Achillesferse. Während die Nachfrage in Europa stabil bleibt, drücken in Asien sinkende Preise und schärfere Konkurrenz auf die Margen.
Zudem wirft der designierte US-Präsident Donald Trump mit geplanten Zöllen auf Autoimporte neue Schatten auf die Branche. BMWs Strategie, mit dem Bau eines neuen Elektro-Werks in Ungarn entgegenzuhalten, zeigt zwar Weitsicht, sorgt jedoch intern für Diskussionen.
Ein Aufsichtsrat für die nächste Generation
Mit seiner Berufung zum Aufsichtsratschef wird Peter nicht nur für die strategische Richtung des Konzerns verantwortlich sein, sondern auch für personelle Weichenstellungen.
Das Führungsteam gilt als „zu alt und zu männlich“, und die interne Förderung junger Talente bleibt eine Baustelle. Bereits jetzt spekulieren Insider über mögliche Umbesetzungen im Vorstand, um frische Impulse zu setzen.
Lesen Sie auch: