30. Dezember, 2024

Wirtschaft

Neustart für Europas Zahlungslandschaft: Wero als Hoffnungsträger

Neustart für Europas Zahlungslandschaft: Wero als Hoffnungsträger

Das Kapitel Giropay neigt sich dem Ende zu. Der von deutschen Banken und Sparkassen ins Leben gerufene Online-Bezahldienst wird Ende 2024 eingestellt. Als einstig hoch gehandelter Konkurrent zu Paypal konnte Giropay die gesteckten Erwartungen nicht erfüllen.

Die Hoffnungen der deutschen Banken ruhen nun auf Wero, einem europäischen Bezahldienst, der die Vormachtstellung von US-Anbietern herausfordern soll. Jedoch haben nicht alle deutschen Geldinstitute Interesse an diesem durch die European Payments Initiative (EPI) geförderten Projekt. Wichtige Player wie die Commerzbank und N26 sind außen vor geblieben.

Eine aktuelle Verivox-Umfrage illustriert die Herausforderungen: Ende Oktober waren 88 Prozent der 1.000 Befragten in Deutschland Wero nicht bekannt. Lediglich 22 Personen hatten bereits Erfahrungen mit dem Dienst gesammelt. Die Vision eines funktionierenden europäischen Zahlungssystems, das Online- und Offline-Transaktionen ermöglicht, stößt auf Skepsis. 61 Prozent der Teilnehmer zweifeln an der Fähigkeit europäischer Banken, mithilfe von Wero ernsthaft gegen US-Anbieter anzutreten.

Joachim Schmalzl vom DSGV und Vorsitzender des EPI-Aufsichtsrats zeigt sich jedoch zuversichtlich. Die Einführung neuer Zahlungssysteme erfordert Zeit, Vertrauen und Akzeptanz — Qualitäten, die auch andere Anbieter erst mühsam aufgebaut haben. Schmalzl betont, dass Wero nachhaltig wachse und sich gut positioniere.

Ursprünglich als Paydirekt gestartet, konnte der Service unter dem Label Giropay seit 2021 ebenfalls keine Akzeptanz finden. Doch seit Juli 2024 ist Wero am Start, zunächst über Bank-Apps der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Die eigenständige Wero-App und die ab Ende November gestartete Kooperation mit der Postbank zeigen Fortschritte. Weitere Banken, darunter die Deutsche Bank und ING, planen die Integration in das Jahr 2025.

Wero ermöglicht Geldtransfers mit Telefonnummer oder E-Mail-Adresse. Mit erweiterten Zahlungsoptionen ab 2025 sollen nach erfolgreichen Tests im Online-Handel erste Schritte in Richtung Einzelhandel ab 2026 erfolgen. Bis dahin soll die App unter anderem um Ratenzahlungen und Treueprogramme erweitert werden.

Die EPI verfolgt das Ziel, Wero als starkes europäisches Pendant zu Marktführern wie Mastercard und Visa zu etablieren. Aktuell unterstützen 16 Finanzdienstleister die Initiative und arbeiten an einem Zahlungsangebot, das den Schwerpunkt auf Datenschutz setzt. Schon jetzt ist Wero in Frankreich und Belgien verfügbar und zählt insgesamt 14 Millionen registrierte Benutzer in diesen Ländern. Zum Vergleich: Paypal verbucht in Deutschland alleine 35 Millionen aktive Kunden.