Syrien beginnt eine bedeutende Reform im Bildungssystem, indem sämtliche Verweise auf die einst regierende Baath-Partei entfernt werden, so der neue Bildungsminister Nazir Mohammad al-Qadri. Ansonsten bleiben die Schulcurricula unangetastet, und die Bildungsmöglichkeiten für Mädchen werden nicht eingeschränkt. Der Minister betont die Bedeutung der Bildung als unverzichtbares Gut des Volkes, wichtiger als Grundbedürfnisse wie Nahrung und Wasser. Die Baath-Partei lenkte Syriens Geschicke seit 1963 und nutzte Bildung als Instrument zur Förderung der Loyalität zur autoritären Staatsmacht. Nach dem Sturz von Präsident Bashar al-Assad durch die islamistische Rebellengruppe Hayat Tahrir al-Sham Anfang Dezember, sind viele Syrer besorgt über mögliche rigide Konzepte im Bildungswesen. Doch die neuen Herrscher signalisieren bislang einen gemäßigten Ansatz. Syrien genießt den Ruf eines starken Bildungssektors im arabischen Raum, obwohl der Bürgerkrieg diesen in den letzten 13 Jahren schwer gezeichnet hat. Kulturelle Vielfalt bleibt gewährleistet: Religion, sowohl islamische als auch christliche, bleibt fester Bestandteil des Unterrichts. An Grundschulen lernen weiterhin Mädchen und Jungen gemeinsam, während weiterführende Schulen geschlechtergetrennt bleiben. Das kriegsgeplagte Land hat noch viele Herausforderungen vor sich, etwa die Linderung der Zerstörungen, die etwa die Hälfte der 18.000 Schulen des Landes beschädigt oder zerstört haben. Die neue Regierung hat eine konsistente Integrationspolitik für Volksgruppen wie Kurden, Christen, Drusen und Alawiten angekündigt, um den Wiederaufbau zu fördern. Zahlreiche junge Minister, unterstützt von erfahrenen Führungspersönlichkeiten wie dem 54-jährigen Qadri, arbeiten an der Transformation. Qadri, der in seiner Jugend vom Assad-Regime inhaftiert wurde und erst 2018 freikam, überzeugt mit einer klaren Vision für ein inklusives Bildungssystem. Die künftigen Studentengenerationen werden von der Pflicht, auf nationalistischer Ideologie basierende Tests zu bestehen, befreit, was Raum für neue pädagogische Ansätze lässt.