Das Aufladen eines Elektrofahrzeugs entwickelt sich zunehmend zu einem Erlebnis, das irgendwo zwischen der Raststätte und der Flughafenlounge angesiedelt ist. Aktuell finden sich die meisten öffentlichen Ladepunkte auf Parkplätzen, häufig entlang von Hotels oder Supermärkten. Bei Schlechtwetter sitzen die Fahrer in ihren Autos fest, während die Batterien geladen werden.
Zunehmend sehen Ladestationen-Betreiber und Automobilhersteller jedoch die Notwendigkeit, Stationen mit Annehmlichkeiten wie Restaurants, komfortablen Möbeln und schützenden Überdachungen auszustatten. Solche Erlebnisse könnten potenzielle E-Auto-Fahrer ermutigen und den Umstieg auf Elektrofahrzeuge fördern. Die Umstellung birgt die Möglichkeit, das Tankerlebnis ganz neu zu gestalten, meint Christopher Hawthorne von der Yale School of Architecture.
Rivian Automotive hat kürzlich eine ehemalige Schmiede nahe des Yosemite-Nationalparks in eine Aufladelounge verwandelt, wo Besucher bei kostenlosem Kaffee und Trail Mix entspannen können. In San Francisco eröffnete Electrify America eine Station mit 20 Schnellladegeräten und zwei klimatisierten Lounges.
Diese neuen Ansätze könnten der Skepsis der Autofahrer, weit verbreitete und zuverlässige Lademöglichkeiten zu finden, entgegenwirken. EVgo plant, in Partnerschaft mit General Motors 400 Schnelllader zu installieren. Laut EVgo's Dennis Kish steigern verbesserte Stationen die Kundenzufriedenheit und verhindern Vandalismus.
Produktanbieter setzen derweil darauf, dass durch die Beigabe von Services wie Snacks oder Zeitschriften die Margen gesteigert werden, sagt Analyst Gabriel Daoud. Tesla setzte bereits 2017 auf den Lounge-Trend mit espressoführenden Stationen. Doch trotz zentralisierter Einrichtungen bleiben bestimmte Ladestationen an beliebten Zielen beliebt.
Rick Wilmer von ChargePoint verweist auf die Wichtigkeit, Ladepunkte im Voraus zu finden. Solche zentralen Einrichtungen könnten Fahrern helfen, Ladestationen besser in Tagesabläufe zu integrieren. Electrify America betont die Vorteile ihrer San Francisco-Station, die 40 Ladeorte in der Stadt umfasst.
Während die Technologie Fortschritte macht und die Ladezeit verkürzt, empfiehlt Christopher Hawthorne, beim Design künftiger Infrastruktur stets zukunftsorientiert zu denken: "Wie lassen sich Ladesäulen entwerfen, die sowohl für 45- als auch für 5-Minuten-Ladezeiten geeignet sind?"