08. November, 2024

Wirtschaft

Neuer Tiefschlag für Harland & Wolff: Insolvenz droht erneut

Neuer Tiefschlag für Harland & Wolff: Insolvenz droht erneut

Der traditionsreiche britische Schiffbauer Harland & Wolff, bekannt für den Bau der Titanic, steht vor einer erneuten Insolvenz. Fünf Jahre nach der letzten Rettung durch externe Investoren hat das Unternehmen am Montag bekannt gegeben, die Beratungsfirma Teneo mit der Abwicklung der insolventen Muttergesellschaft zu beauftragen. Damit dürfte ein weiteres Kapitel in der wechselvollen Geschichte des 163 Jahre alten Unternehmens geschrieben werden.

Trotz der düsteren Prognosen arbeitet Harland & Wolff an der Fertigstellung von Verkaufsgesprächen für seine vier Werften im Vereinigten Königreich, mit erwarteten Verkaufsabschlüssen innerhalb der nächsten Wochen. Besonders im Fokus steht die Werft in Belfast, die als Flaggschiff gilt, sowie weitere Projekte wie das Gaslagerprojekt in Islandmagee und ein milliardenschwerer Vertrag mit dem britischen Verteidigungsministerium, an dem auch das spanische Unternehmen Navantia beteiligt ist.

"Die Planung für einen Verwaltungsauftrag und die Ernennung von Verwaltungsbeamten aus dem Hause Teneo ist in vollem Gange und wird voraussichtlich noch diese Woche beginnen," teilte das Unternehmen mit. Dabei gibt es jedoch kaum Hoffnung auf eine Rückzahlung für die Aktionäre und eine unbestimmte Anzahl von Arbeitsplätzen könnte wegfallen.

Es gibt jedoch Anzeichen für mögliche Käufer aus Großbritannien und dem Ausland. Insider berichten, dass unter anderem auch John Wood, der ehemalige Geschäftsführer, mit potenziellen finanziellen Unterstützern über ein Kaufangebot verhandelt. "Dies sind sicherlich unerfreuliche Nachrichten für die Aktionäre, die in den letzten fünf Jahren erhebliche Engagements gezeigt haben," kommentierte der interimistische Vorsitzende Russell Downs.

Die finanzielle Schieflage von Harland & Wolff hat sich verschärft, nachdem die neue Labour-Regierung im Juli eine 200-Millionen-Pfund-Notgarantie als unangemessene Verwendung öffentlicher Gelder ablehnte. Ein US-amerikanischer Kreditgeber, Riverstone Credit Partners, sprang zwar mit einem Kredit von 25 Millionen US-Dollar ein, jedoch konnte dies die schwierige Handelssituation angesichts zahlreicher überfälliger Verbindlichkeiten nicht entschärfen.

Gewerkschaftsführer äußerten sich zutiefst besorgt und fordern von der Regierung Maßnahmen zur Sicherung der Arbeitsplätze und der strategisch wichtigen Projekte. Der britische Gewerkschaftsführer Matt Roberts betonte: "Die Regierung muss nun handeln, um sicherzustellen, dass kein privates Unternehmen selektiv Teile des Unternehmens herauspickt, die es behalten möchte. Die vitalen Werften und der entscheidende Vertrag des Verteidigungsministeriums dürfen nicht dem Markt ausgeliefert werden."

Das britische Ministerium für Unternehmen und Handel sowie John Wood und Navantia lehnten eine Stellungnahme ab.