Friedrich Merz, der zwischenzeitliche Spitzenkandidat der deutschen Konservativen, zieht mit einem klaren Ziel in den deutschen Wahlkampf: Die Wiederaufnahme eines umfassenden Freihandelsabkommens mit den USA unter einer möglichen zweiten Trump-Präsidentschaft. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA betonte der CDU-Vorsitzende, die Notwendigkeit einer positiven Handelsagenda mit den USA, die sowohl amerikanischen als auch europäischen Konsumenten zugutekommen würde.
Die Frage bleibt, wie Washington auf diesen Vorschlag reagieren wird, insbesondere vor dem Hintergrund der zuletzt ins Stocken geratenen Verhandlungen zum Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschafts-Abkommen (TTIP) unter Trump im Jahr 2017. Der damalige US-Präsident hatte den Freihandelsdialog zwischen der EU und den USA beendet und daraufhin Zölle auf europäische Importe erhoben.
Knapp zwei Monate vor den vorgezogenen Bundestagswahlen, die infolge des Zusammenbruchs der Dreierkoalition von Kanzler Olaf Scholz nötig wurden, liegen die Umfragen für Merz' CDU/CSU-Bündnis vielversprechend. Die Deutschen blicken jedoch mit wachsender Sorge auf Trumps potentielle "America First"-Politik und ihre möglichen Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft.
Ein Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln prognostizierte wirtschaftliche Verluste Deutschlands von bis zu 180 Milliarden Euro im Falle einer zweiten Amtszeit Trumps. Besonders die Automobil- und Maschinenbauindustrie könnte von erhöhten US-Importzöllen getroffen werden. Immerhin war die USA auch im ersten Halbjahr 2024 der größte Handelspartner Deutschlands.
Trotz der Herausforderungen bleibt Merz optimistisch. Er unterstreicht die Notwendigkeit, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Amerikaner vom europäischen Innovationsgeist und Qualitätsprodukten zu überzeugen, anstatt auf Vergeltungszölle zu setzen. Zudem verspricht er, das Wirtschaftsklima in Deutschland zu verbessern, indem die Unternehmenssteuern gesenkt und Bürokratie abgebaut werden.
Während Merz ambitionierte Pläne schmiedet, sind Kritiker besorgt über die Finanzierung seiner Reformvorschläge. Doch eines ist klar: Die nicht-lohngebundenen Arbeitskosten befinden sich zurzeit auf einem besorgniserregenden Höchststand, was dringende Reformen erforderlich macht. Den Nachdenklichen bietet Merz die Vision eines stärken Deutschlands, das fit für den transatlantischen Wettbewerb ist.