Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat im Zuge eines überraschenden Besuchs in Damaskus die Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Beziehungen Europas zu Syrien skizziert. Gemeinsam mit dem französischen Amtskollegen Jean-Noël Barrot, vertritt sie die Europäische Union vor den neuen Machthabern in Syrien. Diese symbolische Reise markiert den ersten Besuch von EU-Außenministern in dem krisengeschüttelten Land seit dem Fall von Baschar al-Assad vor vier Wochen.
Die beiden Minister suchen das Gespräch mit der Übergangsregierung unter der Führung des de-facto-Herrschers Ahmed al-Scharaa, Anführer der Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Baerbock machte klar, dass der Neubeginn nur auf festen Prinzipien basieren könne, die den Schutz und die Rechte aller syrischen Bürger sicherstellen.
Baerbock unterstrich die Notwendigkeit eines transparenten politischen Prozesses, der Gerechtigkeit schaffe und Extremismus keinen Platz einräume. Die Hoffnung auf Dialog mit den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) sieht sie als positives Zeichen der neuen Herrschaft. Die Außenministerin fordert zudem die Wahrung der Souveränität Syriens durch Nachbarstaaten und die Beendigung der russischen Militärpräsenz.
In Damaskus werden auch Fragen rund um die freiwillige Rückkehr der fast eine Million in Deutschland lebenden syrischen Flüchtlinge diskutiert. Der Bürgerkrieg hinterlässt in Syrien neben Zerstörung auch eine Wirtschaft in Trümmern, weshalb über 16 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.