Nach der Veröffentlichung eines Videos der israelischen Armee aus dem Gazastreifen, das einen Tunnel zeigt, in dem sechs israelische Geiseln von der Hamas gefangengehalten und getötet wurden, gewinnt der Ruf nach einem Abkommen zur Freilassung der verbliebenen Geiseln an Dringlichkeit. In Tel Aviv demonstrierten erneut Hunderte Menschen für eine Übereinkunft zwischen Israel und der Hamas.
In dem beklemmenden Armeevideo schildert Sprecher Daniel Hagari den grausamen Fund. Der Tunnel, 20 Meter unter der Erde gelegen, führte durch ein Kinderzimmer und war nur über Leitern erreichbar. „Hier wurden die Geiseln gefangengehalten und ermordet", erklärt Hagari. Zu sehen sind u.a. Waffenmagazine und große dunkle Blutlachen. Der Fund habe gezeigt, dass noch immer 101 Geiseln in ähnlichen Verhältnissen gefangen seien.
Einige Angehörige zeigten sich schockiert von den Bildern und betonten das unvorstellbare Leid der verbliebenen Geiseln. „Jeder Tag ist eine Gefahr für ihr Leben", hieß es in einer Stellungnahme des Forums der Angehörigen. Auch ein Vater einer getöteten Geisel appellierte an die Öffentlichkeit und betonte das jüdische Ideal der Rettung eines Lebens.
Während sich die indirekten Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln im Kreis drehen, rufen die USA Israels Sicherheitskräfte zu grundlegenden Änderungen ihres Vorgehens im Westjordanland auf. Der Tod einer US-amerikanischen Aktivistin bei Protesten im Westjordanland hatte die Forderung ausgelöst. US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin appellierten an Israel, den Vorfall zu untersuchen und ihre Militärvorschriften zu überarbeiten. "Das ist inakzeptabel", sagte Blinken.
Im US-Präsidentschaftswahlkampf wurde der Nahost-Konflikt ebenfalls thematisiert. Beim TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris warfen sich beide Vorwürfe vor. Trump behauptete, dass Israel bei einer Präsidentschaft Harris’ in zwei Jahren nicht mehr existiere. Harris betonte hingegen das Recht Israels auf Selbstverteidigung, verurteilte jedoch zugleich die hohe Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg und plädierte für eine Zweistaatenlösung.
Die Situation bleibt angespannt, und die verheerende Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen führt zu harscher Kritik am militärischen Vorgehen Israels.