Unter der Leitung des Vorsitzenden John Elkann hebt sich bei Stellantis, dem multinationalen Automobilproduzenten mit Marken wie Fiat, Jeep und Ram, der Nebel der Vergangenheit. Nach dem überraschenden Rücktritt des ehemaligen CEOs Carlos Tavares, gerade mal 18 Monate vor Vertragsende, bewegt sich das Unternehmen nun zügig, um entstandene Risse zu kitten. Diese waren zwischen dem Vorstand und den Hauptaktionären des viertgrößten Automobilherstellers der Welt entstanden.
Aktuell übernimmt ein interimistisches Führungskomitee die Zügel des Unternehmens, während die Suche nach einem neuen CEO im Gange ist. Dabei steht viel auf dem Spiel: Angesichts hoher Lagerbestände und einer Gewinnwarnung im September kann Stellantis es sich nicht leisten, in dieser Übergangsphase in einen Leerlauf zu geraten.
Elkann, der jüngste Spross der Fiat-Gründerfamilie Agnelli, führt ebenfalls den Aufsichtsrat von Ferrari und leitet das Familienholding Exor Agnelli. Am kommenden Dienstag wird die neue Strategie einem ersten Härtetest unterzogen, wenn Vertreter von Stellantis auf den italienischen Industrieminister Adolfo Urso und lokale Gewerkschaften treffen, um über eine langfristige Produktionsstrategie in Italien zu verhandeln.
Im Austausch für eine Ausweitung der Produktion und den Schutz von Arbeitsplätzen könnte das Unternehmen verbesserte Fertigungsbedingungen und staatliche Unterstützung für den Wandel zur Elektromobilität aushandeln. Dies könnte die Spannungen mit Rom deutlich lindern.
Weniger als eine Woche nach Tavares' Rücktritt kündigte Stellantis an, erneut der europäischen Autobauer-Lobbygruppe ACEA beizutreten. Diese Entscheidung revidiert Tavares' Abkehr von der Gruppe Anfang 2023 zugunsten einer unabhängigen Lobbystrategie. Die Rückkehr erfolgt in Abstimmung mit den Verbänden der europäischen Stellantis-Händler, die den ACEA-Vorschlag zur Lockerung der EU-Kohlenstoffreduktionsziele unterstützten.
Jean-Philippe Imparato, Europa-Chef von Stellantis, betonte kürzlich, dass man sich an die Vorschläge der ACEA angleichen wolle. Bei einem Treffen europäischer Händler in Amsterdam war die Stimmung entspannt, und es wurde Zuversicht für eine starke Partnerschaft mit Stellantis bekundet. Alberto Di Tanno, Vorsitzender der italienischen Händlergruppe Intergea, bleibt optimistisch, dass sich bald greifbare Veränderungen zeigen werden.