16. September, 2024

Global

Neue Migrationsrouten nach Europa?

Trotz verminderter Aktivität auf der Mittelmeerroute suchen Migranten weiterhin über riskante Wege Zugang zur EU – mit steigenden Asylanträgen als Folge.

Neue Migrationsrouten nach Europa?
Trotz internationaler Bemühungen steigt die Zahl der Migranten, die die riskante Atlantikroute zu den Kanarischen Inseln wählen, drastisch an.

Während die internationale Aufmerksamkeit sich meist auf die bekannten Migrationspfade über das Mittelmeer konzentriert, öffnen sich hinter den Kulissen neue, riskantere Routen nach Europa. Der Rückgang der Einreisen über Italien verdeckt eine beunruhigende Verschiebung zu gefährlicheren Überfahrten und kreativen Asylstrategien.

Verschiebung der Migrationsströme

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während die Ankünfte über das Mittelmeer zurückgehen, verzeichnen andere Routen, insbesondere die Kanaren-Route und der Weg über die griechischen Inseln, einen alarmierenden Anstieg.

„Von zehn Booten kommen nur noch drei bis fünf an – auch weil die Mafia den Menschen immer weniger Treibstoff mitgibt“, sagte ein Beamter.

So stiegen die Überfahrten zur spanischen Inselgruppe im Atlantik im Vergleich zum Vorjahr um beeindruckende 148 Prozent, was die zunehmende Verzweiflung und Risikobereitschaft der Migranten unterstreicht.

Während die Zahl der illegalen Einreisen sinkt, bleibt die Anzahl der Asylanträge in der EU nahezu unverändert, was auf doppelte Anträge und unregistrierte Einreisen hinweist.

Strategien der EU und die Rolle Spaniens

Spanien spielt eine zentrale Rolle bei der Eindämmung dieser neuen Migrationswelle. Mit der Entsendung von Polizeikräften nach Senegal und Mauretanien versucht Madrid, den Schmuggelnetzwerken das Handwerk zu legen.

Trotz dieser Bemühungen bleibt die Überlebensrate der Migranten auf dieser Route niedrig; Schätzungen zufolge erreichen nur 30 bis 50 Prozent der Boote die Kanaren. Diese Zahlen zeugen von einer gefährlichen Reise, auf der viele ihr Leben lassen.

Asyltaktiken auf dem Prüfstand

Parallel zu den Seeüberfahrten nutzen Migranten zunehmend ausgeklügelte Methoden, um in der EU Asyl zu beantragen. Ein besorgniserregender Trend sind die gestiegenen Asylanträge junger Mauretanier über den Flughafen Madrid-Barajas.

Spanische Nationalpolizisten arbeiten in Senegal und Mauretanien, um die Zahl der Boote, die Europa erreichen, zu reduzieren, mit gemischten Erfolgen.

Diese Gruppe nutzt den Zwischenstopp in Madrid, zerstört ihre Pässe und stellt Asylanträge, was die Herausforderungen in der EU-Migrationspolitik weiter verschärft.

Statistische Diskrepanzen und ihre Folgen

Obwohl die Zahl der illegalen Grenzübertritte insgesamt rückläufig ist, bleibt die Anzahl der in der EU gestellten Asylanträge fast auf dem Niveau des Vorjahres.

Diese Diskrepanz zwischen den festgestellten Einreisen und den Asylanträgen legt nahe, dass viele Migranten es schaffen, unbemerkt in die EU zu gelangen und dann Asyl zu beantragen. Deutschland bleibt dabei das Hauptziel vieler Asylbewerber.