Die britische Regierung stärkt den Schutz kritischer Datenzentren vor Cyberangriffen und IT-Ausfällen durch neue Maßnahmen, die das Vertrauen von Investoren in den Standort Großbritannien fördern sollen.
Wissenschafts- und Technologie-Minister Peter Kyle wird am Donnerstag bekannt geben, dass Standorte, die NHS-, Finanz- und persönliche Smartphone-Daten speichern, als kritische nationale Infrastruktur (CNI) eingestuft werden. Diese neue Klassifizierung bedeutet, dass Datenzentren zusätzliche staatliche Unterstützung bei der Vorbeugung und Bewältigung von Notfällen erhalten. Dafür wird ein spezielles Team aus hochrangigen Beamten eingerichtet, das potenzielle Bedrohungen überwacht und den vorrangigen Zugang zu Regierungsagenturen wie dem National Cyber Security Centre und Notdiensten koordiniert.
Kyle erklärte gegenüber der Financial Times, die Regierung tue "alles, was wir können", um den "magnetischen Markt" der digitalen Infrastruktur zu stärken, um ein breites Wirtschaftswachstum zu fördern. Die unter der früheren konservativen Verwaltung entwickelten Pläne sollen dazu beitragen, wirtschaftliche Auswirkungen kritischer Vorfälle, einschließlich Umweltkatastrophen und extremer Wetterereignisse, zu minimieren und gleichzeitig Cyberkriminelle abzuschrecken.
Diese Maßnahmen folgen auf zwei bedeutende Zwischenfälle in diesem Jahr, die die Notwendigkeit einer höheren Resilienz verdeutlichten. Ein Ransomware-Angriff störte die Gesundheitsversorgung von Tausenden Patienten in Londoner Krankenhäusern, und ein fehlerhaftes Software-Update von CrowdStrike führte zu einem weltweiten Computerausfall.
Die verbesserten Schutzmaßnahmen sollen auch Investoren beruhigen, die erwägen, Unternehmen in Großbritannien anzusiedeln. Premierminister Sir Keir Starmer betont wirtschaftliches Wachstum und Wohlstandsschaffung als Hauptziele seiner Regierung.
Es ist die erste CNI-Einstufung seit fast einem Jahrzehnt, nachdem im Jahr 2015 die Raumfahrt- und Verteidigungssektoren diesen Status erhielten, neben Energie- und Wassersystemen. Im Rahmen der Regierungsankündigung werden auch Pläne für eine Investition von 3,75 Milliarden Pfund in Europas größtes Datenzentrum in Hertfordshire vorgestellt. Das Unternehmen DC01UK hat einen Bauantrag eingereicht und verspricht, 500 Bauarbeitsplätze und 200 permanente Vor-Ort-Jobs zu schaffen sowie 13.740 Daten- und Technologiearbeitsplätze landesweit zu unterstützen.
Zusätzlich bestätigte Finanzministerin Rachel Reeves, dass Amazon Web Services in den nächsten fünf Jahren 8 Milliarden Pfund in den Bau, Betrieb und die Wartung von Datenzentren in Großbritannien investieren wird. Kyle betonte, dass die Pläne der Regierung "sehr investorenfreundlich und sehr gemeinschaftsfreundlich" seien, da sie "Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen" würden.
Die Regierung von Starmer hat klar gemacht, dass sie in den nächsten zehn Jahren das Netzwerk von Datenzentren in Großbritannien erheblich ausbauen will, indem sie bürokratische Hürden abbaut und günstige Bedingungen für investierende Unternehmen schafft. Dabei ist auch eine mögliche Intervention zur Erteilung von Baugenehmigungen für zwei geplante Projekte in Hertfordshire und Buckinghamshire, die unter der vorherigen Regierung blockiert wurden, angedacht.
Durch die Unterstützung des Baus von Datenzentren kann die Regierung ihr Engagement für die digitale Wirtschaft und die wachsende KI-Branche des Landes unter Beweis stellen, ohne dabei erheblich auf eigene Mittel angewiesen zu sein, besonders in einer Zeit, in der Regierungsabteilungen zu großen Einsparungen aufgefordert werden.