Forscher haben Hinweise auf mehrere Migrationen entdeckt, die in den genetischen Spuren der Vermischung von modernen Menschen mit Neandertalern sichtbar werden. Es wird vermutet, dass Homo sapiens, die vor Hunderttausenden von Jahren in Afrika entstanden sind, lange Zeit auf dem Kontinent blieben. Frühere genetische Untersuchungen hatten nahegelegt, dass eine kleine Gruppe vor etwa 50.000 Jahren Afrika verließ, um den Rest der Welt zu besiedeln. Dies wirft jedoch die Frage auf, warum diese Bewegung so lange auf sich warten ließ.
Neue Studien, darunter eine, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, stellen diese bisherige Zeitleiste in Frage. Laut neuen Daten begannen moderne Menschen bereits vor etwa 250.000 Jahren in mehreren Wellen den afrikanischen Kontinent zu verlassen. Sarah Tishkoff, Genetikerin an der University of Pennsylvania, erklärte: "Es war keine einzelne Migration aus Afrika. Es gab viele Migrationen zu verschiedenen Zeiten."
Diese früheren Migrationswellen wurden weitgehend übersehen, so Tishkoff, weil die Menschen, die zu diesen frühen Zeiten aus Afrika aufbrachen, keine deutlichen fossilen Überreste hinterließen und auch keine DNA in heutigen Populationen weitergaben. Wissenschaftler entdecken nun Hinweise auf diese frühen Wanderungen in der DNA von Neandertalern.
Die Neandertaler-Linie begann höchstwahrscheinlich in Afrika vor etwa 600.000 Jahren und verbreitete sich später nach Europa und Asien. 2010 gelang es dem schwedischen Genetiker Svante Paabo und seinem Team am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Deutschland, das erste Neandertaler-Genom aus 40.000 Jahre alten Fossilien, die in Kroatien entdeckt wurden, zu rekonstruieren.