16. September, 2024

Pharma

Neue Erkenntnisse des BfR: Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung weiterhin kritisch

Neue Erkenntnisse des BfR: Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung weiterhin kritisch

Der Einsatz von Antibiotika in der Masttierhaltung blieb auch im letzten Jahr teilweise auf einem hohen Niveau. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor den Gesundheitsrisiken, insbesondere durch sogenannte Polypeptidantibiotika, die kritisch betrachtet werden. Trotz methodischer Unterschiede zu Vorjahren, zeigt der aktuelle BfR-Wissenschaftsbericht "Antibiotika-Verbrauchsmengen und Therapiehäufigkeit 2023" hier Handlungsbedarf auf.

Laut dem Bericht wurden insgesamt 478 Tonnen antimikrobielle Wirkstoffe in verschiedensten Wirkstoffklassen erfasst, darunter 30 Tonnen Polypeptidantibiotika. Diese sind in der Humanmedizin von großer Bedeutung und sollten aufgrund der Resistenzproblematik nur eingeschränkt bei Tieren eingesetzt werden.

Erfreulich ist jedoch, dass die Resistenzsituation von E.coli-Bakterien in Mastschweinen signifikante Verbesserungen seit 2015 zeigt. Die Antibiotika Tetrazyklin, Sulfamethoxazol, Trimethoprim und Cefotaxim verzeichnen keine steigenden Resistenzen. E.Coli-Bakterien, die im Darm von Mensch und Tier vorkommen, werden mittels Blinddarmproben von Schlachttieren beurteilt.

Auch bei Mastkälbern zeigen sich seit 2015 verringerte Resistenzraten gegenüber Azithromycin und Sulfamethoxazol, ohne signifikante Anstiege. Bedauerlicherweise wurden im Jahr 2023 nur Daten zu Mastschweinen und Mastkälbern erhoben. Im kommenden Jahr sollen jedoch auch Masthühner und Mastputen in den Bericht aufgenommen werden.

Besonders auffällig ist die häufige Antibiotikabehandlung bei Saugferkeln in einigen Betrieben. Gleichzeitig weist ein erheblicher Teil der Betriebe mit deutlichen geringeren Antibiotikamengen auf ein großes Verbesserungspotenzial hin. Zum ersten Mal wurden Saugferkel im Antibiotika-Minimierungskonzept erfasst.

Die Problematik der Antibiotikaresistenzen ist global bedeutend, da allein in Europa jährlich Zehntausende Menschen daran sterben. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht gilt als eine der Hauptursachen für die Entwicklung und Verbreitung resistenter Erreger.