Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich im Rahmen eines Treffens mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Kiew für die bisherige Unterstützung aus Deutschland bedankt. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden US-Wahlen hob Selenskyj die Bedeutung des deutschen Engagements hervor, welches sowohl militärische als auch finanzielle Hilfen umfasst. Baerbock ihrerseits betonte ihre achte Reise nach Kiew als Zeichen der anhaltenden Unterstützung für die Ukraine, ungeachtet globaler Ablenkungen im Nahen Osten und der USA. Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl, bei der Donald Trump und Kamala Harris als Hauptkonkurrenten ins Rennen gehen, äußerte Selenskyj Bedenken hinsichtlich einer möglichen Änderung der US-Politik gegenüber der Ukraine. Während Harris fortgesetzte Unterstützung zusicherte, drohte Trump mit einem möglichen Abzug der Militärhilfen, was Kiew zu Verhandlungen mit Russland zwingen könnte. Diese Aussicht sorgt in der Ukraine verständlicherweise für Besorgnis. In den Gesprächen zwischen Baerbock und Selenskyj ging es um Strategien zur Erhöhung des Drucks auf Russland. Neben der bereits zugesagten Winterhilfe diskutierten beide Seiten über Investitionen in die Verteidigungsindustrie sowie eine Ausweitung der Drohnenproduktion. Die Ukraine sieht in diesen Maßnahmen Möglichkeiten, dem russischen Druck entgegenzuwirken und die eigene Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Gleichzeitig äußerte Selenskyj Kritik an der westlichen Reaktion auf die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Er befürchtet, dass diese möglicherweise bald auf ukrainischem Boden eingesetzt werden könnten. Ein derartiger Einsatz wäre aus Sicht der Ukraine und westlicher Staaten eine bedeutende Eskalation des Konflikts und würde gegen UN-Sanktionen verstoßen. In Russland wurde unterdessen die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui von Präsident Wladimir Putin empfangen. Diese Treffen verdeutlichen die wachsende Militärkooperation zwischen beiden Ländern, was sich in einem im Sommer geschlossenen strategischen Partnerschaftsvertrag widerspiegelt. Andrij Jermak, der Kanzleichef von Selenskyj, dementierte Berichte über direkte Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew über einen Verzicht auf Angriffe auf Infrastruktur. Offenbar ist die Ukraine jedoch bereit, über Vermittler, wie etwa Katar, mögliche Vereinbarungen zu treffen, obwohl bislang keine konkreten Abkommen existieren. Zuletzt hatten ähnliche Unterhandlungen, wie einst durch die Vermittlung der Türkei, im Rahmen des Getreideabkommens stattgefunden, das jedoch keine nachhaltigen Ergebnisse zeitigte.