In der späten Kreidezeit, als der legendäre Tyrannosaurus rex über den Westen Nordamerikas herrschte, teilte er seine Welt mit zahlreichen anderen Raubtieren. Nun haben Forscher in Montana bemerkenswerte fossile Überreste zweier neu identifizierter Vogelarten entdeckt, die darauf hinweisen, dass auch damals bereits Greifvögel das Leben der späten Dinosaurierzeit bereicherten.
Diese neu entdeckten Arten, die vor rund 67 Millionen Jahren lebten, weisen anatomische Merkmale auf, die heutigen Greifvögeln ähneln. Besonders interessant ist ein Fußknochen, der, ähnlich wie bei heutigen Falken, Eulen und Adlern, die Jagd auf Beute ermöglichte. Die Fossilien stammen aus der Hell Creek Formation, die sich über vier US-Bundesstaaten erstreckt und bekannt ist für bedeutende Dinosaurierfunde wie T. rex und Triceratops.
Von den beiden neuen Vogelarten ist die größere als Avisaurus darwini bekannt und könnte mit einer Flügelspannweite von etwa 1,3 Metern die Größe eines großen Falken erreicht haben. Die zweite Art, kleiner und ebenfalls zur Gattung Avisaurus gehörend, wartet noch auf einen spezifischen Artnamen. Ausgestattet mit kräftigen Beinen und starken Zehen, könnten diese Vögel kleine Säugetiere und andere Vögel gejagt haben.
Die Forscher vermuten, dass diese enantiornithinen Vögel, die vor 66 Millionen Jahren im Zuge eines Massensterbens ausstarben, ähnliche ökologische Nischen besetzten wie heutige Greifvögel. Diese Gruppe war eine von vier Hauptlinien der Vögel in der Ära der Dinosaurier und steht in keiner direkten Linie zu den heutigen Vögeln. Dennoch haben sich die für ein raubtierhaftes Verhalten nötigen morphologischen Merkmale offenbar mehrfach in der Evolution entwickelt.
Ein weiteres Fundstück aus der gleichen Epoche ist Magnusavis ekalakaensis, über dessen Lebensweise aber noch wenig bekannt ist. Diese Entdeckungen beleuchten nicht nur das Ende der Dinosaurierzeit, sondern auch die Entwicklungsgeschichte der Vögel in einem der bedeutendsten Zeitalter der Erdgeschichte.
Diese Studie vermittelt ein Bild von der enormen Vielseitigkeit und Diversität der Kreidezeit-Ökosysteme, die nicht nur Riesen wie T. rex, sondern auch eine Fülle kleinerer, schnelllebiger Räuber beherbergten.