24. November, 2024

Technologie

Neue Ära im EU-Digitalmarkt: Große Tech-Plattformen müssen sich neu justieren

Neue Ära im EU-Digitalmarkt: Große Tech-Plattformen müssen sich neu justieren

Der kommende 7. März 2023 könnte als Wendepunkt in der Geschichte europäischer digitaler Dienste markiert werden, mit dem Inkrafttreten des "Digital Markets Act" (DMA). Der DMA soll das lange beklagte Machtungleichgewicht im Bereich großer Plattformen zugunsten von mehr Wettbewerb und verbesserten Aufstiegschancen für neue Mitstreiter beheben. Im Mittelpunkt stehen die sogenannten "Gatekeeper", die ihre dominanten Positionen durch striktere Regelungen lockern müssen. Zu den von der EU-Kommission identifizierten Torwächtern gehören nicht überraschend Global Player wie Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet und Meta sowie der chinesische Riese Bytedance mit seiner populären Video-App TikTok. Diese Unternehmen betreiben insgesamt 22 Dienste, die nun unter das neue Gesetz fallen.

Aus Nutzerperspektive dürften Änderungen spürbar werden: So soll beispielsweise Metas WhatsApp sich anderen Messaging-Diensten öffnen, wobei Nachrichten von außen in einem separaten Bereich der App landen sollen. Ein anderer großer Wandel wird Apple betreffen, das erstmals Installationen außerhalb des App Stores zulassen muss. Allerdings sehen konkurrierende Dienste wie Signal und Threema von einer Vernetzung mit WhatsApp ab, aufgrund höherer Datenschutzstandards, die sie nicht durch eine Interoperabilität gefährden möchten.

WhatsApp plant, die Einbindung anderer Dienste durch die Unterstützung unterschiedlicher Verschlüsselungsprotokolle zu gewähren, wobei insbesondere die Nutzung der gleichen Verschlüsselungstechnologie wie Signal die Sache erleichtern dürfte. Threema hingegen argumentiert, dass die unterschiedlichen Nutzerdaten-Managementansätze die Integration erschweren würden.

In Bezug auf die Möglichkeit, Apps über alternative Marktplätze auf dem iPhone anzubieten, stehen Entwickler vor einer Entscheidung: Bleiben sie beim Apple App Store, so sind weiterhin die bekannten Abgaben zu entrichten. Alternativ können sie die Option nutzen, Apps über Drittanbieter-Marktplätze zu vertreiben, wodurch sich die Gebührenstruktur verändert.

Epic Games und Spotify gehören zu den Unternehmen, die sich auf die neuen Regeln einstellen wollen, allerdings kritisiert besonders Spotify heftig die neue Gebührenordnung als nicht vereinbar mit den DMA-Richtlinien. Insbesondere die "Kerntechnologie-Abgabe" könnte hohe Kosten verursachen, da sie für jede erstmalige App-Installation innerhalb eines Jahres fällig würde.

Apple selbst hat bereits vor Inkrafttreten des DMA seine Vorbehalte gegenüber der Öffnung seines geschlossenen Systems ausgedrückt und betont, die eigene Lösung biete die optimalen Sicherheitsstandards. Selbst bei einer Öffnung für Apps aus anderen Quellen will der Konzern weiterhin die Einhaltung seiner Sicherheitskriterien sicherstellen.

Abschließend obliegt es der EU-Kommission zu prüfen, ob die "Gatekeeper" die Anforderungen des DMA erfüllen. Bei Nichteinhaltung drohen Strafen im hohen finanziellen Bereich, und im Extremfall könnte sogar eine Aufspaltung der Unternehmen vonnöten sein. Letztendlich könnten Rechtsstreitigkeiten über die verhängten Strafmaßnahmen entscheiden.