Die Nachricht vom Ende der Ära Baschar al-Assad hat bei syrischen Exil-Oppositionellen in Deutschland und weiteren westlichen Nationen jubelnde Reaktionen ausgelöst. In einer auf Versöhnung ausgerichteten Stimmung verfolgen zahlreiche von ihnen gespannt die Berichte über die Freilassung ehemaliger Verbündeter und politischer Häftlinge. Der renommierte Menschenrechtsanwalt Michal Shammas nutzt die sozialen Medien, um an seine Mitbürger zu appellieren, Syrien gemeinschaftlich wiederaufzubauen.
Ein eindringlicher Aufruf kam von Hassan al-Aswad, einem Mitglied der Syrischen Demokratischen Allianz. Er fordert seine Landsleute auf, denjenigen zu verzeihen, die zwar Teil des bisherigen Systems waren, jedoch keine schweren Verbrechen verübt haben. Der in Hannover lebende Jurist, der ursprünglich aus Daraa stammt, publizierte ein Video mit der Botschaft, dass der Fortschritt der Assad-Gegner bisher ohne Zerstörung staatlicher Einrichtungen geschehen sei. Er teilt seine persönliche Vergebung für eine Person mit, die seit 2012 sein Haus besetzt hielt, und hofft auf göttliche Gnade.
Vor einer entscheidenden Herausforderung stehen die Syrer nun, betont Al-Aswad. Während der bewaffnete Konflikt kompliziert sei, gestalte sich der Weg zum Frieden als noch anspruchsvoller. Er pocht auf faire Gerichtsverfahren für diejenigen, die sich schuldig gemacht haben, eine Praxis, die den Syrern bislang verwehrt geblieben sei.
In Online-Foren von Gegnern des Regimes kursieren seit kurzem zahlreiche Videos, die die Befreiung Gefangener dokumentieren. Menschenrechtler berichten, dass unter den Entlassenen auch politische Häftlinge sind, die ihr Schicksal sogar unter dem im Jahr 2000 verstorbenen Präsidenten Hafis al-Assad ereilte.