Noch vor wenigen Jahren galt TuSimple als vielversprechender Pionier im Bereich des autonomen Lkw-Fahrens. Doch nun sorgt Mitbegründer Xiaodi Hou durch die Gründung eines zweiten Unternehmens für Aufsehen – und erhebt gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen seine ehemalige Firma. Hou fordert vor Gericht die Liquidation von TuSimple und die Rückzahlung von 450 Millionen US-Dollar an die Aktionäre. Diese Summe, behauptet Hou, würden sein Mitbegründer Mo Chen und CEO Cheng Lu versuchen, nach China zu transferieren.
Die einstige Vision von autonom fahrenden Trucks hat bei TuSimple eine überraschende Wendung genommen. Laut Hou soll das Unternehmen heimlich seinen Fokus auf die Entwicklung von in China generierten Videospielen verlagert haben, ohne die Aktionäre vorab zu informieren. Diese Kursänderung sieht Hou als grundlegend problematisch und als Bruch mit dem ursprünglichen Geschäftsmodell.
Schon seit Hous Absetzung als CEO im Oktober 2022 toben die Spannungen hinter dem Vorstandsvorhang. Es gibt Anschuldigungen und gegenseitige Vorwürfe: TuSimple verklagte Hou daraufhin in Texas, da er angeblich geplante Schritte für sein neues Unternehmen unlautere alleinig von der Vorstandssitzung aus koordinierte. Hou wiederum ließ sich in klaren Worten über das Verhalten seiner ehemaligen Kollegen aus, was TuSimple als verzweifelte Versuche eines in Misskredit geratenen Ex-CEOs abtat.
Die historischen Erfolge von TuSimple in der autonomen Lkw-Industrie – insbesondere im Jahr 2021 – verblassen durch die inneren Konflikte und den enormen Wertverlust der Aktien, die einst bis zu 70 Dollar gehandelt wurden und mittlerweile zu Pennystock geworden sind. Der Rückzug aus dem US-amerikanischen Markt und die freiwillige Abmeldung von der Nasdaq lassen den einstigen Branchenführer kaum wiedererkennen.