Am ersten Weihnachtstag steht Netflix vor einer der größten Herausforderungen seiner Live-Event-Geschichte. Mit zwei NFL-Spielen und einem exklusiven Beyoncé-Halbzeitauftritt bei der zweiten Partie wagt der Streaming-Gigant einen weiteren Vorstoß in das umkämpfte Feld der Live-Übertragungen.
Dabei geht es nicht nur um die Unterhaltung der Zuschauer, sondern auch darum, ob Netflix die technischen Hürden meistern kann, die es zuletzt bei einem Boxkampf zwischen Jake Paul und Mike Tyson ins Wanken brachten.
Technische Pannen als Warnsignal
Die Live-Übertragung des Tyson-Paul-Fights hatte im November für Ärger gesorgt: Buffering, Bildausfälle und Audio-Störungen führten zu 90.000 Beschwerden auf Plattformen wie Downdetector. Netflix erklärte später, dass man die Zuschauerzahl massiv unterschätzt habe – drei Mal so viele Zuschauer wie erwartet hatten das Event gestreamt, was die Infrastruktur an ihre Grenzen brachte.
„Wir haben nicht nur unsere eigene Technik, sondern auch die Internetanbieter weltweit überlastet“, sagte Co-CEO Ted Sarandos kürzlich.
Trotz dieser Rückschläge betonte das Unternehmen, dass man aus den Fehlern gelernt habe. Nun soll das Weihnachtsprogramm ein neues Kapitel einläuten.
Die größte Live-Probe bisher
Netflix rechnet damit, dass die beiden NFL-Spiele bis zu 35 Millionen gleichzeitige Zuschauer anziehen könnten. Dennoch hat der Streaming-Dienst seine Systeme auf eine Belastung vorbereitet, die der des Boxkampfs mit über 65 Millionen Zuschauern entspricht.
„Wir haben unsere Content-Delivery- und Streaming-Protokolle angepasst, um auch bei Spitzenlasten stabil zu bleiben“, teilte ein Netflix-Sprecher mit.
Die Spiele selbst sind ein Novum: Netflix hat für 150 Millionen Dollar die Rechte an den Weihnachtsspielen der NFL für drei Saisons erworben. Der Auftakt beginnt mit den Kansas City Chiefs gegen die Pittsburgh Steelers, gefolgt von den Houston Texans gegen die Baltimore Ravens.
Der Höhepunkt: Beyoncé, die in ihrer Heimatstadt Houston beim Halbzeitprogramm des zweiten Spiels auftreten wird.
Kommerzielle Premiere mit Werbeunterbrechungen
Anders als bei früheren Live-Events setzt Netflix diesmal auf Werbung. Alle Werbeplätze für die NFL-Spiele sind bereits ausverkauft. Zu den prominenten Sponsoren gehören Marken wie Verizon und FanDuel.
Die Einnahmen aus der Werbung sollen die wachsenden Investitionen in Live-Inhalte refinanzieren. Netflix schätzt, dass Werbung in Zukunft bis zu 10 Prozent der Gesamteinnahmen ausmachen könnte.
Mit 70 Millionen Abonnenten im werbefinanzierten Tarif hat Netflix bereits eine solide Grundlage geschaffen. Doch der Schritt hin zu Live-Programmen ist nicht nur ein Umsatztreiber, sondern auch ein Test der Plattformkapazitäten und ein Signal an die Konkurrenz, dass Netflix im Live-Geschäft ernst macht.
Spektakel mit Risiken
Das Programm verspricht weihnachtliche Unterhaltung auf höchstem Niveau. Mariah Carey wird die Übertragung mit ihrem ikonischen Song „All I Want For Christmas Is You“ eröffnen.
Doch die eigentliche Frage bleibt: Wird Netflix die technischen Herausforderungen diesmal meistern? „Das Live-Streaming ist eine der härtesten Disziplinen in der Branche“, sagt ein Branchenexperte. „Ein einziger Fehler kann Millionen Zuschauer verärgern.“