Der neue Nestlé-CEO Laurent Freixe hat die Weichen für eine umfassende Neustrukturierung des Unternehmens gestellt, die von Investoren wohlwollend aufgenommen wurde. Freixe, der im vergangenen Monat Mark Schneider als CEO abgelöst hat, legt großen Wert auf die Revitalisierung der 31 'Billionärsmarken' des Unternehmens, um durch Innovation und Marketing den verlorenen Marktanteil zurückzugewinnen und die Preiswettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Freixe präsentierte seine Strategie zeitgleich mit der Anpassung des Jahresumsatzausblicks durch Nestlé, nachdem das Unternehmen ein schwächeres organisches Wachstum in den ersten neun Monaten des Jahres vermeldet hatte. Der Fokus liege nun auf der Neustrukturierung der Führungsriege und der Reduzierung der geografischen Geschäftseinheiten von fünf auf drei, um die Abläufe zu vereinfachen.
Besonders herausfordernd sind die Bedingungen in Nordamerika und Europa, den umsatzstärksten Märkten von Nestlé. Dort sieht sich das Unternehmen mit einer nachlassenden Verbrauchernachfrage konfrontiert. Die Preissteigerungen konnten im nordamerikanischen Handel lediglich um 0,6% durchgesetzt werden, während sich in Europa die Supermärkte als harte Verhandlungspartner erwiesen und einige Nestlé-Produkte aus dem Sortiment nahmen.
Analysten sehen die Herausforderungen für Freixe als beträchtlich. Die Frage bleibt, ob die geschwächte Wachstumsdynamik eine Folge von Ausführungsproblemen ist oder ob sie nur den schwachen Absatzmarkt in den Nestlé-Kategorien widerspiegelt. Die Turbulenzen der letzten zwei Jahre in der Branche haben das ihre dazu beigetragen: Nach der Covid-19-Pandemie kam es zu Lieferkettenengpässen, hohen Rohstoffpreisen und exorbitanten Energiepreisen nach dem Ukraine-Konflikt.
Freixes angekündigte Maßnahmen stoßen trotzdem auf positive Resonanz, was sich in einem 2%igen Anstieg der Nestlé-Aktien am selben Tag widerspiegelte, trotz eines gesenkten vollständigen Umsatzausblicks. Analysten und Investoren wie Jean-Philippe Bertschy von Vontobel sehen in der Zukunft potenzielle Markenverkäufe voraus.
Trotz der unterschiedlichen Herausforderungen bleibt Freixes Bekenntnis zur Fokussierung auf die 'Billionärsmarken' stark, inspiriert durch ähnliche Ansätze von Wettbewerbern wie Unilever. Die Marktanteile dieser führenden Marken verbesserten sich im dritten Quartal, wobei jedoch der Gesamtmarktanteil des Konzerns stabil blieb. Die Anleger müssen sich auf eine Übergangsphase einstellen, während Freixe das Unternehmen durch diese Transformationsphase führt.