Mit Laurent Freixe an der Spitze wagt Nestlé unter den wachsamen Augen der Investoren einen umfassenden Strategiewechsel, der die Kernmarken des Unternehmens stärken und zugleich das Unternehmenswachstum wiederbeleben soll. Freixe, der erst kürzlich die Position des CEO von Mark Schneider übernommen hat, präsentierte seinen Plan zur Umgestaltung der Konzernstruktur, zur Wiederbelebung der renommierten "Milliarden-Marken" sowie zur Rückgewinnung von Marktanteilen durch innovative Ansätze und gezieltes Marketing.
Die Herausforderung bleibt indes, das Unternehmen in einem Umfeld mit nachlassender Verbrauchernachfrage, insbesondere in Nordamerika und Europa, wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Im Zuge schwächer als erwarteter neunkundiger organischer Umsatzzuwächse sah sich Nestlé gezwungen, seine Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr zu senken. Eine Preissteigerung von nur 0,6 % in Nordamerika und Verhandlungen mit immer anspruchsvolleren europäischen Einzelhändlern zeichnen ein Bild des schwierigen Marktes, in dem sich das Unternehmen gegenwärtig bewegt.
Der Konsumanalyst Callum Elliott stellte in Frage, ob die Herausforderungen Nestlés lediglich operativer Natur seien oder tieferliegende Wachstumsherausforderungen die Welt eines der größten Lebensmittelkonzerne heimsuchten. Die wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten zwei Jahre, gekennzeichnet durch Nachwirkungen der Pandemie, Lieferkettenengpässe und die Folgen geopolitischer Krisen, hatten bereits zu einer Neustrukturierung geführt. Nun plant Freixe eine weitere Komprimierung der geografischen Regionen, um die Unternehmensstruktur zu vereinfachen.
Die Analysten äußern vorsichtigen Optimismus hinsichtlich Freixe's Plänen, obwohl wesentliche Märkte weiterhin unter Druck stehen. Ben Lofthouse von Janus Henderson sieht im neuen CEO eine erfahrende Führungspersönlichkeit, die das Schiff zu stabilisieren vermag. Jean-Philippe Bertschy von Vontobel prognostiziert eine mögliche Veräußerung von Marken in naher Zukunft. Nestlé setzt verstärkt auf seine Schlüsselmarken, ähnlich wie Konkurrent Unilever, was Fragen über die Zukunft kleinerer Marken aufwirft. Trotz der Herausforderungen verzeichneten die wichtigsten Marken von Nestlé im dritten Quartal Marktanteilsgewinne.
Die Geduld der Investoren wird ein Schlüssel zum Erfolg von Freixe's Mission sein, da das Unternehmen eine Übergangszeit vor sich hat. Die Volatilität der Märkte verweist auf eine unvorhersagbare Zukunft, doch Freixe's Ansatz könnte das Ruder herumreißen und die Erwartungen langfristig übertreffen.