Die britische Finanzlandschaft steht unter Druck, da die Kosten für Staatsanleihen steigen und Inflationsängste erneutaufkeimen. Rachel Reeves, die britische Schatzkanzlerin, sieht sich eventuell gezwungen, ihre selbst auferlegten Ausgabenregeln zu brechen, die sie noch vor zwei Monaten festgelegt hatte. Steigende Steuern oder drastische Sparmaßnahmen könnten nötig werden, um das geplante Defizit von 9,9 Milliarden Pfund zu reduzieren. Eine aktuelle Analyse von Capital Economics zeigt, dass bereits zwei Drittel dieses Puffers durch erhöhte Zinssätze und die Erwartung, dass die Bank of England ihren Leitzins länger hoch hält, aufgezehrt wurden. Reeves' verbliebener Spielraum könnte auf gerade einmal 3,5 Milliarden Pfund geschrumpft sein, was ab März drastische Maßnahmen erforderlich machen könnte. Der jüngste Haushaltsentwurf sieht vor, dass das tägliche Ausgabenniveau innerhalb von drei Jahren wieder ausgeglichen sein soll. Doch die gegenwärtige Marktlage deutet darauf hin, dass die Zinssätze für einen erheblichen Zeitraum über 4 Prozent liegen werden, was durch die jüngst gestiegenen Renditen für 20-jährige Staatsanleihen, die 5,09 Prozent erreicht haben, verstärkt wird. Während das Finanzministerium Steuererhöhungen im Frühjahr nicht ausschließen will und auf die "nicht verhandelbare" Notwendigkeit des Haushaltsausgleichs pocht, bleiben Investoren skeptisch gegenüber britischen Schuldtiteln. Die derzeitige Inflation von 2,6 Prozent mit einem Anstiegspotenzial auf 3 Prozent bis nächstes Jahr verstärkt diese Zurückhaltung. In diesem unklaren wirtschaftlichen Umfeld äußerte die weltweit größte Bank JP Morgan Asset Management Bedenken bezüglich der gestiegenen Mindestlöhne und Erhöhungen der National Insurance. Der Managing Director der Bank, Seamus MacGorain, erklärte, dass man aufgrund der Unsicherheiten bezüglich der Auswirkungen auf die Preise künftig lieber in spanische und italienische Schuldenpapiere investieren werde.