27. Oktober, 2024

Startups & VC

Neobank Anytime steht zum Verkauf – Fintechs schielen auf Übernahme

Der französische Telekom-Riese Orange will das Business-Banking-Startup Anytime abstoßen. Drei Jahre nach dem Kauf steht die Neobank Anytime nun wieder zum Verkauf. Inmitten eines wieder auflebenden Business-Banking-Markts haben große Fintechs wie Qonto ein Auge auf das Unternehmen geworfen.

Neobank Anytime steht zum Verkauf – Fintechs schielen auf Übernahme
Drei Jahre nach dem Kauf durch Orange steht die Business-Bank mit über 100.000 Geschäftskunden nun zum Verkauf – potenzielle Käufer wie Qonto zeigen Interesse.

Orange zieht sich zurück

Orange war einst Vorreiter in Sachen Fintech. Der französische Telekommunikationsanbieter hatte ambitionierte Pläne: 2017 startete er die Orange Bank, die sich sowohl an Privat- als auch Geschäftskunden richtete.

Mit zwei Millionen Endkunden und einer Kooperation mit der Kreditplattform Younited sah es 2022 noch nach einem soliden Wachstum aus. Doch jetzt ist von diesen großen Expansionsvorhaben wenig übrig.

Der Telekom-Riese zog sich Anfang des Jahres aus dem Endkundengeschäft zurück und übergab das Kundenportfolio an BNP Paribas. Auch das Kreditgeschäft wurde für zwei Milliarden Dollar an den Private-Equity-Riesen KKR verkauft.

Was bleibt, ist Anytime, die belgische Neobank, die sich auf Geschäftskunden spezialisiert hat. Auch hier scheint Orange die Lust auf das Fintech-Abenteuer verloren zu haben: Anytime steht nun offiziell zum Verkauf.

Business-Banken erleben einen Aufschwung

Der Zeitpunkt für einen Verkauf könnte kaum besser sein. Nach einigen schwierigen Jahren erlebt der Markt für Business-Banking ein Comeback. Vor allem die Zinseinnahmen verschaffen Fintechs derzeit Rückenwind.

Der britische Anbieter Tide hat gerade den Schritt nach Deutschland gewagt, und Qonto, der Platzhirsch im Business-Banking, expandiert rasant in ganz Europa. Auch der finnische Konkurrent Holvi, einst im Besitz der spanischen BBVA, ist wieder im Aufwind und hat sich solide aufgestellt.

Boom im Business-Banking: Fintechs wie Tide und Qonto expandieren aggressiv in Europa und könnten Anytime übernehmen – der Markt erholt sich, angetrieben von hohen Zinseinnahmen.

Für Unternehmen wie Qonto, die gezielt nach Übernahmezielen suchen, könnte Anytime ein attraktiver Kandidat sein. Schließlich hat Anytime bereits eine respektable Kundenbasis von über 100.000 Geschäftskunden – ein überzeugendes Argument für jeden potenziellen Käufer.

Qonto schielt auf Anytime: Übernahme im Visier?

Die Gerüchte um den Verkauf von Anytime kommen nicht überraschend. Fintechs wie Qonto haben in den letzten Jahren gezeigt, wie strategische Übernahmen helfen können, Marktanteile zu sichern. Qonto selbst hat das bereits erfolgreich vorgemacht: Erst kürzlich übernahm es den deutschen Business-Banking-Anbieter Penta und die französische Finanzplattform Regate.

Ein Zukauf von Anytime könnte Qontos Marktposition in Europa weiter stärken und den Zugang zu neuen Kunden in Belgien und darüber hinaus sichern.

Für Orange hingegen scheint klar zu sein: Der Telekommunikationsanbieter will sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren und die Bankgeschäfte anderen überlassen. Die Neobank Anytime könnte somit bald unter neuer Flagge segeln.

Offene Fragen: Wie geht es für Anytime weiter?

Ob und wann es zu einem Verkauf kommt, ist derzeit noch unklar. Anytime selbst äußerte sich bisher nicht offiziell zu den Verkaufsplänen. Eine Stellungnahme blieb bislang aus, doch im Juni 2023 gab es erste Hinweise.


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Damals sprach das Management bereits von der Suche nach „neuen Partnern“, ohne konkrete Details zu nennen. Es könnte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ein Deal zustande kommt. Vor allem angesichts des wieder erstarkenden Business-Banking-Sektors wäre Anytime für viele Fintechs eine spannende Ergänzung.

Übernahmekandidaten: Wer hat Interesse?

In Frage kommen mehrere potenzielle Käufer. Qonto steht sicherlich ganz oben auf der Liste, da das Unternehmen bereits durch Übernahmen gewachsen ist und seine Expansion in Europa weiter vorantreiben will.

Aber auch Anbieter wie Tide oder Holvi könnten Interesse zeigen. Das Wachstumspotenzial in der Business-Banking-Sparte ist enorm – und mit einer soliden Kundenbasis könnte Anytime für jeden dieser Player ein lohnendes Investment sein.