Der Bausoftwarekonzern Nemetschek hat im dritten Quartal beachtlichen Wachstum durch die strategische Übernahme von GoCanvas verzeichnet, musste allerdings auch Einmalkosten verkraften, die die Ergebnisse drückten. Vorstandsvorsitzender Yves Padrines zeigt sich jedoch optimistisch und bleibt zuversichtlich, die Unternehmensziele für 2024 vollumfänglich zu erreichen. Die Börsennachrichten ließen am Donnerstag die Anleger jubeln, da die Zahlen weit über den Prognosen der Analysten lagen. Die Nemetschek-Aktie stieg zwischenzeitlich um fast zehn Prozent und erreichte damit Kurse wie zuletzt im Januar 2022.
Dieses erfreuliche Plus spiegelt sich in einem eindrucksvollen Anstieg von rund 39 Prozent im laufenden Jahr wider. Auch Aktionäre, die ihre Investitionen ein Jahr gehalten haben, können sich über eine Depotvermehrung von über fünfzig Prozent freuen. Betrachtet man einen Zeitraum von drei Jahren, hat das Papier beinahe alle vorherigen Verluste ausgeglichen. Angesichts der überraschend starken Quartalszahlen erwarten Marktanalysten wie Knut Woller von der Baader Bank eine Anhebung der Markterwartungen. Auch Mohammed Moawalla von Goldman Sachs bewertet die Resultate als positiv.
Der Umsatz des im MDax gelisteten Münchner Unternehmens stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15,1 Prozent auf 253 Millionen Euro. Ohne die Akquisition von GoCanvas wäre das Wachstum jedoch erheblich geringer ausgefallen. Die Übernahmekosten belasteten die Gewinnentwicklung: Das Ebitda konnte um 6,7 Prozent auf 76,2 Millionen Euro zulegen. Ohne die Einmalkosten wäre das Plus noch deutlicher ausgefallen. Nemetscheks Leistungen übertrafen die durchschnittlichen Erwartungen.
Trotz dieser Entwicklungen sank der Nettogewinn unter dem Strich auf 39,3 Millionen Euro im Vergleich zu 45 Millionen Euro im Vorjahr. Dennoch hält der Vorstand an der infolge der GoCanvas-Übernahme angepassten Prognose fest. Zum geplanten organischen, währungsbereinigten Umsatzwachstum von 10 bis 11 Prozent sollen GoCanvas drei zusätzliche Prozentpunkte beitragen. Die Ebitda-Marge, erwartet zwischen 30 und 31 Prozent, könnte hingegen um rund einen Prozentpunkt verwässert werden.
Die US-Firma GoCanvas, die im Juni von Nemetschek übernommen wurde, bietet Softwarelösungen zur Digitalisierung traditionell papierbasierter Prozesse für Facharbeiter auf Baustellen an. Ziel ist es, Inspektionen zu vereinfachen und die Einhaltung von Vorschriften zu erleichtern. Nemetschek, mit rund 4000 Mitarbeitern, ist vor allem im Bereich von Software für Architekten, Bauzeichner, Bau- und Medienunternehmen sowie Immobilienverwalter tätig. Mehr als die Hälfte der Aktien befindet sich im Besitz der firmeneigenen Stiftung und Familie des Gründers Georg Nemetschek.