13. Dezember, 2024

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Neandertaler-Genom: Der lange Schatten unserer Vorfahren

Neandertaler-Genom: Der lange Schatten unserer Vorfahren

Die Neandertaler sind vor etwa 39.000 Jahren ausgestorben, doch ein Teil ihres Erbes lebt in uns weiter. Dank der Vermischung mit frühen Homo sapiens ist ein kleiner Anteil ihres Genoms in den meisten von uns noch vorhanden. Neue Studien bieten nun die präziseste Schätzung des Zeitpunkts dieser genetischen Durchmischung: Rund um 47.000 Jahre vor unserer Zeit ereignete sich das Gros dieser Interaktionen.

Erforscht wurde dies durch das Studium von uralten Genomen sowohl aus einem Fund in Ranis, Deutschland, als auch aus einem Fossil am Zlaty kun in Tschechien. Die Ergebnisse sind bahnbrechend, da sie aus der ältesten je sequenzierten Homo sapiens DNA stammen und datieren den Zeitraum der Vermischung auf etwa 49.000 bis 45.000 Jahre zurück.

Ein weiteres Forschungsteam untersuchte die Genetik von 300 modernen und antiken Individuen, darunter 59, die zwischen 2.000 und 45.000 Jahren alt sind. Ihre Ergebnisse erweitern die Zeitspanne leicht auf 50.500 bis 43.500 Jahre.

Die Vermischung zwischen Neandertaler und Homo sapiens war demnach Teil eines langen genetischen Austauschs über zahlreiche Generationen hinweg. Während die geografische Lokalisierung des Genflusses unbestimmt bleibt, gilt der Nahe Osten als ein wahrscheinlicher Ort. Neandertaler waren robuster und hatten auffälligere Brauen als Homo sapiens, die vermutlich um 300.000 Jahre vor unserer Zeit in Afrika entstanden und ihre Wege in Europa, Asien und den Nahen Osten lenkten.

Die meisten Menschen tragen heute rund 1-2% Neandertaler-DNA in sich. Diese könnte vorteilhaft gewesen sein, um sich an neue klimatische Bedingungen und Krankheitsherausforderungen außerhalb Afrikas anzupassen. Ein Beispiel für einen solchen Vorteil ist ein Neandertaler-Gen, das gegen Coronaviren schützt.

Allerdings sind einige Genomregionen bei Homo sapiens nahezu frei von Neandertaler-Erbe geblieben, was darauf hindeutet, dass bestimmte Varianten für unser Überleben ungünstig waren. Besonders interessant waren die Einblicke in das Aussehen der frühen Europäer, die sich mutig den eiszeitlichen Bedingungen stellten.

Die Entschlüsselung dieser Genome liefert nicht nur wertvolle Einsichten in die Menschheitsgeschichte, sondern zeigt auch, dass das Erbe von Neandertalern in der heutigen DNA fortbesteht. Ein bemerkenswerter Beweis dafür, wie unsere Ahnen trotz ihres physischen Verschwindens in gewisser Hinsicht lebendig bleiben, obgleich die Bevölkerung dieser frühen Europäer keine heutigen Nachfahren hinterlassen hat. Die Genomforschung verbleibt daher ein faszinierender Blick in die Vergangenheit und unsere genetischen Wurzeln.