Der kleine Inselstaat Nauru steht vor bedeutenden Verhandlungen mit Australien über ein Migrations- und Wirtschaftsabkommen, während gleichzeitig Angebote aus China abgewogen werden. Diese Entwicklungen treten in einem größeren geopolitischen Kontext auf, der durch das Ringen um Einfluss im Pazifik bestimmt wird, einem Schauplatz wachsender Spannungen zwischen dem aufstrebenden China und einer besorgten australischen Regierung.
Bereits im Januar hatte Nauru seine diplomatischen Bande von Taiwan nach China verlagert, was Peking als diplomatischen Erfolg feierte. Derweil wächst in Australien die Furcht vor Chinas sicherheitspolitischen Ambitionen, insbesondere nachdem China im September eine interkontinentale ballistische Rakete über den Pazifik feuerte.
China hat finanzielle Unterstützung in Höhe von 15 Millionen australischer Dollar für Naurus Haushaltsbudget zugesagt, doch bis Oktober warten die Inselbewohner vergeblich auf den Eingang dieser Mittel.
Während zwischen Naurus Präsident David Adeang und australischen Vertretern Gespräche laufen, die China von einem sicherheitspolitischen Fuß in der Tür abhalten sollen, bleibt Australien offiziell wortkarg. Dennoch unterstreicht die jüngste Visite von Naurus Parlamentspräsident Marcus Stephen bei Chinas Spitzenberater Wang Huning in Peking die strategischen Ambitionen Chinas.
Ein weiteres Detail macht Naurus Abhängigkeit von Australien deutlich: Das australische Regional Processing Centre für Asylsuchende auf Nauru ist ein wirtschaftlicher Pfeiler des Landes, bringt es doch drei Viertel der staatlichen Einnahmen ein. Auch in puncto Entwicklungshilfe zeigt sich Australien großzügig mit 46 Millionen australischen Dollar in diesem Jahr.
Der Schwerpunkt Naurus auf den Export von Phosphat, einer Ressource, die dem Land in den 1970er Jahren zu immensem Reichtum verhalf, hat das Land jüngst nach China gebracht. Finanzielle Transaktionen mit der Bank of China wurden besprochen, um diese ehemaligen Wohlstandsquellen erneut zu erschließen.
Die strategische Position Naurus in der pazifischen Diplomatie ist somit nicht nur ein geopolitisches Schachspiel, sondern auch ein Balanceakt zwischen traditioneller Abhängigkeit und neuen Allianzen.