21. Oktober, 2024

Wirtschaft

Natur und Wirtschaft: Ein neuer Schwerpunkt auf Biodiversität

Natur und Wirtschaft: Ein neuer Schwerpunkt auf Biodiversität

Die Aufmerksamkeit der globalen Geschäftswelt richtet sich zunehmend auf das Konzept 'nature positive'. Während frühere Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen nur wenige Geschäftsinteressenten anlockten, verzeichnete die Nature Positive-Initiative bei der COP15 tausend teilnehmende Unternehmen und Finanzinstitute. Der kommende Gipfel in Cali, Kolumbien, soll diesen Trend fortsetzen. Der Begriff 'nature positive' beschreibt das Ziel, den Verlust an Biodiversität nicht nur aufzuhalten, sondern umzukehren, um bis 2030 im Vergleich zu 2020 eine Nettozunahme der Natur zu erreichen. Dies umfasst Wäldern, Ökosystemen und Artenvielfalt. Doch gilt es, verlässliche Standards und Messgrößen zu entwickeln, um das Ziel von einem bloßen Schlagwort zu einer realistischen unternehmensweiten Strategie zu machen. Wissenschaftler und Umweltgruppen mahnen zu Vorsicht, damit entsprechende Investitionen und Maßnahmen nicht zu oberflächlichen Slogans verkommen. Untersuchungen zeigen, dass die Verbindung zwischen der schwindenden Fähigkeit natürlicher Kohlenstoffsenken und dem Klimawandel noch gravierender ist, als bisher angenommen. Ein Rückgang der globalen Tier- und Pflanzenwelt um 75 Prozent in den letzten 50 Jahren verdeutlicht die Dringlichkeit dieses Themas. Die Auswirkungen auf Unternehmen sind erheblich, wie Rishi Kalra von Olam Food Ingredients berichtet. Dieser musste feststellen, dass selbst mit dem Einsatz bestäubender Honigbienen die landwirtschaftliche Ergiebigkeit zurückging, als die Einflüsse der industriellen Umwelt zunahmen. Trotz Offenheit der Unternehmen ist der Unterschied zwischen Ambitionen und konkretem Handeln groß. Das Bluemarent Framework von COP15 verdeutlicht erstmals, dass Unternehmen aktiv zur Umkehr des Naturverlusts beitragen müssen. Auch Investoren reagieren: Biodiversität wird von 51 Billionen US-Dollar schweren Fairr-Netzwerkmitgliedern als zweitwichtigstes ESG-Thema nach dem Klimawandel eingestuft. Noch bleibt einiges unklar, etwa wie genau nationale Biodiversitätsstrategien aussehen sollen. Doch die Hinwendung der Wirtschaft zu einer natur-positiven Ausrichtung könnte einen grundlegenden Wandel in der Umweltverantwortung bedeuten - vorausgesetzt, die Übersetzung ehrgeiziger Ziele in konkrete Maßnahmen erfolgt bald und verlässlich.