Inmitten der angespannten Lage an Europas östlichen Grenzen rückt die Glaubwürdigkeit der NATO-Verteidigungsbereitschaft für das Baltikum in den Fokus der Sicherheitspolitik. Zweifel an der Entschlossenheit der Allianz, insbesondere Litauen im Ernstfall zu schützen, werden durch die jüngsten Äußerungen des belarussischen Präsidenten Lukaschenko befeuert. Er zeigt sich überzeugt, dass die USA und Deutschland sich nicht für die Verteidigung Litauens einsetzen würden – eine Haltung, die weit mehr als eine Provokation darstellt.
Die NATO hat zwar Schritte unternommen, um ihre ostwärtige Flanke zu stärken, doch untergraben interne Meinungsverschiedenheiten diese Bemühungen. Das Schwinden der Einigkeit unter den politischen Spitzen der Mitgliedsstaaten könnte von außen als Zeichen der Schwäche interpretiert werden. So hat die Vorschlag Frankreichs Präsident Emmanuel Macrons, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden, eine Welle des öffentlichen Widerspruchs seitens vieler NATO-Staaten ausgelöst – ein Vorfall, den Moskau als Ausdruck von Uneinigkeit deuten könnte.
Die deutsche Innenpolitik trägt ebenfalls zur Ambivalenz bei. Die SPD gibt Anlass zu Bedenken, besonders wenn die Rhetorik des 'Einfrierens' von Konfliktsituationen in Russland vermutlich eher als Rückzug denn als strategische Zurückhaltung angesehen wird. Aussagen wie diese, insbesondere ausgesprochen durch den SPD-Politiker Mützenich, könnten unbeabsichtigte Schäden in der Wahrnehmung der NATO-Entschlossenheit nach sich ziehen. Die fragile Sicherheitslage erfordert eine nuancierte Kommunikation und geschlossene Haltung unter den Verbündeten, wollen sie ihren Sicherheitsanspruch in der Region behaupten und die Verteidigungsarchitektur des Baltikums stabil halten.