Exklusivität für alle?
Mit Investments in Hedgefonds, Private Equity und Infrastruktur lockt das Berliner Fintech Nao eine Klientel an, die bisher nur schwer Zugang zu solchen Vermögensklassen hatte.
„High earners, not rich yet“, oder kurz „Henry“, nennt Gründer Robin Binder seine Zielgruppe – gut verdienende Menschen mit einem Vermögen zwischen 100.000 und einer Million Euro, die von traditionellen Family Offices und Privatbanken oft übergangen werden.
Nao will dies ändern. Ab einer Anlagesumme von 1.000 Euro können Kunden über die Plattform in exklusive Vermögenswerte investieren, die sonst nur für Millionäre zugänglich sind. „Wir schaffen eine Art Family Office für Kleinanleger“, erklärt Binder.
Frisches Kapital für große Pläne
Um dieses Ziel zu erreichen, hat Nao 3,4 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Die Finanzierungsrunde wurde von einem Schweizer Family Office angeführt, begleitet von weiteren privaten Investoren und bestehenden Geldgebern wie Zeitgeist X. Das frische Kapital soll in die Produktentwicklung und die Expansion in neue Märkte wie die Niederlande und die Schweiz fließen.
Ein großer Hoffnungsträger für Nao sind die regulatorischen Änderungen rund um ELTIFs (European Long Term Investment Funds).
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Diese Fondskategorie ermöglicht es Anlegern, bereits mit kleinen Beträgen in privat gehaltene Unternehmen zu investieren. Binder sieht darin „riesengroße Chancen“, insbesondere durch den Wegfall der bisherigen hohen Mindestanlagesummen.
Private Equity und Co.: Komplexität trifft Massenmarkt
Aktuell zählt Nao mehrere tausend Kunden, die durchschnittlich 10.000 Euro anlegen. Rund 40 Prozent der Investments fließen in Private-Equity-Produkte, aber auch ein Infrastruktur-ELTIF in Zusammenarbeit mit UBS hat zuletzt Interesse geweckt.
Mehr als 200 Investmentprodukte hat Nao nach eigenen Angaben bereits auf die Plattform gebracht, unterstützt durch Kooperationen mit namhaften Banken wie der Baader Bank, UBS und Unicredit.
Doch der Weg in den Massenmarkt ist anspruchsvoll. Die erklärungsbedürftigen Produkte erfordern nicht nur Vertrauen, sondern auch ein Verständnis, das viele Kleinanleger erst entwickeln müssen.
Hier wird sich zeigen, ob Nao komplexe Finanzprodukte verständlich und attraktiv genug aufbereiten kann, um ein breiteres Publikum zu überzeugen.
Der Markt wächst, die Konkurrenz auch
Nao ist nicht allein auf diesem Feld. Anbieter wie Liqid haben mit ähnlichen Konzepten bereits Investoren überzeugt. Liqid sammelte kürzlich 100 Millionen Euro ein und bietet ebenfalls ELTIF-basierte Produkte an.
Gleichzeitig bleibt der Markt für Privatmarktinvestitionen bislang überschaubar: Weniger als drei Prozent der Deutschen sind laut Schätzungen in solchen Anlageklassen investiert. Der Vorteil für Nao: Der Boom der Regulierung könnte den Markt schnell wachsen lassen. „Die Reform macht es Fondsgesellschaften leichter, solche Produkte anzubieten“, erklärt Binder. Der Erfolg hängt jedoch davon ab, wie gut das Fintech Vertrauen aufbauen und seine Marke als erste Wahl für Kleinanleger etablieren kann.