Ein bemerkenswerter Anstieg von Nano- und Mikroplastik im menschlichen Gewebe wirft neue Fragen zur gesundheitlichen Belastung durch diese winzigen Partikel auf. Ein Team von Wissenschaftlern der University of New Mexico unter der Leitung von Matthew Campen fand in kürzlich untersuchten Gewebeproben verstorbener Personen einen erheblichen Anstieg dieser Partikel im Vergleich zu früheren Jahren. Vor allem das Gehirn wies eine bis zu 30-fach höhere Belastung auf als Leber oder Niere.
In der Forschung wurde die Herausforderung hervorgehoben, dass herkömmliche mikroskopische Methoden meistens nur Partikel über fünf Mikrometer identifizieren können. Um detailliertere Ergebnisse zu erzielen, nutzte Campens Team spezielle Infrarot- und Elektronenmikroskopie-Methoden.
Vergleichende Analysen von Gewebeproben aus den Jahren 2016 und 2024 offenbarten eine konstante Menge an Mikro- und Nanoplastik in den Nieren, aber einen deutlichen Anstieg in der Leber und im Gehirn. Besonders alarmierend waren die hohen Konzentrationen bei Patienten mit Demenz, die auf bis zu 48.000 Mikrogramm Plastik pro Gramm Gewebe anstiegen.
Die Forscher identifizierten vor allem Polyethylen als Hauptbestandteil des gefundenen Plastiks, das 75 Prozent des Kunststoffs im Gehirn ausmachte. Trotz dieser eindrücklichen Zahlen konnte die Studie keine direkte Kausalität zwischen der Partikelbelastung und gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufzeigen. Die Methodik sowie geografische Unterschiede der Proben nahmen Einfluss auf die Ergebnisse, wie die Forscher betonten.
Eine parallele Studie von der Chinese Research Academy of Environmental Sciences in Peking unter der Leitung von Haipeng Huang wies auf mögliche neurologische Folgen bei Mäusen hin, deren Gehirn-Blut-Grenzen durch Mikroplastik verstopft sein könnten. Diese könnten sich jedoch nicht direkt auf den Menschen übertragen lassen.
Eine Vertiefung der Forschung mit vielfältigeren Probandengruppen ist unabdingbar, um die zunehmende Bedrohung durch Mikro- und Nanoplastik und deren langfristige Folgen besser zu verstehen.