Ab dem kommenden April werden deutsche Touristen bei der Einreise nach Namibia zur Kasse gebeten. Bisher war der Einreisestempel kostenlos, doch nun sollen 90 Dollar (83 Euro) fällig werden.
Für eine Familie mit zwei Kindern bedeutet dies zusätzliche Kosten von fast 300 Euro – ein Betrag, der angesichts steigender Flugpreise schwer ins Gewicht fällt.
Hintergrund der Entscheidung
Diese neue Regelung ist eine Reaktion auf Großbritanniens Entscheidung, die Visum-Befreiung für namibische Staatsbürger aufzuheben. Die namibische Regierung antwortete mit einer umfassenden Visumspflicht für über 30 Länder, darunter Deutschland.
Diese Maßnahme wird emotional verständlich, wenn man bedenkt, dass viele afrikanische Länder hohe Visa-Ablehnungsquoten in der EU verzeichnen.
Koloniale Wunden und aktuelle Spannungen
Die Beziehungen zwischen Namibia und Deutschland sind historisch belastet. Ein aktuelles Beispiel für die Spannungen ist der Skandal um den nordrhein-westfälischen AfD-Politiker Sven Tritschler, der in Namibia einen Kranz am Grab eines Anführers aus der Kolonialzeit niederlegte.
Dieser Vorfall stört die Bemühungen um ein Aussöhnungsabkommen bezüglich des Völkermords an den Herero und Nama und verschärft die emotionalen Reaktionen auf die Visumregelung.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Wirtschaftlich betrachtet könnte diese Entscheidung Namibias eigene Interessen untergraben. Der Tourismussektor trägt sechs Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und schafft zahlreiche Arbeitsplätze.
Während die Regierung möglicherweise die entgangenen Tourismuseinnahmen durch die neuen Visa-Gebühren kompensieren kann, wird der Tourismussektor selbst schwer getroffen sein. Asiatische Länder in ähnlichen Situationen haben pragmatisch auf Visafreiheit gesetzt, um Arbeitsplätze zu sichern – ein Modell, das Namibia hätte erwägen können.