03. Oktober, 2024

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Nahost-Konflikt: Wer unterstüzt wen?

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas eskaliert weiter. Doch hinter den Fronten bilden sich neue, überraschende Bündnisse. Der Iran, die USA und auch China verfolgen ihre ganz eigenen Interessen. Was steckt hinter den Machtverschiebungen?

Nahost-Konflikt: Wer unterstüzt wen?
Mit der Unterstützung von Milizen wie der Hisbollah und der Hamas baut der Iran seit Jahren seinen „Ring des Feuers“ um Israel auf. Doch bisher meidet Teheran den direkten Krieg und agiert lieber aus dem Hintergrund.

Der Nahost-Konflikt, der seit Jahrzehnten brodelt, hat mit dem Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 eine neue Eskalationsstufe erreicht. Doch während sich die Gewalt ausweitet und der Fokus auf Israel und den Gaza-Streifen liegt, entwickelt sich hinter den Kulissen ein ganz anderes Spiel.

Länder wie der Iran, die USA, aber auch China ringen um Einfluss, während die arabische Welt gespalten auf den Konflikt reagiert.

Irans „Ring des Feuers“

Der Iran hat es über Jahre hinweg geschafft, sich als Strippenzieher im Nahen Osten zu etablieren. Mit der Unterstützung der Hisbollah im Libanon, der Hamas in Gaza und verschiedener Milizen in Syrien und Irak hat Teheran ein Netzwerk geschaffen, das Israel ständig unter Druck setzt.

Doch während Irans Feinde für Teheran kämpfen, hält das Regime in Teheran selbst einen großen Krieg mit Israel bewusst auf Abstand.

Die USA haben Tausende Soldaten in den Nahen Osten entsandt, um Israel zu unterstützen. Gleichzeitig wächst in den USA die innenpolitische Kritik an den fortwährenden Waffenlieferungen.

„Die zionistischen Verbrecher sind nicht stark genug, uns zu bedrohen“, erklärte Irans oberster Führer Ali Chamenei kürzlich. Damit machte er klar: Der Iran bleibt im Hintergrund, während seine Verbündeten die Kämpfe ausfechten.

Der „Ring des Feuers“, wie ihn viele Analysten nennen, dient vor allem dazu, Israel zu zermürben und gleichzeitig die USA auf Abstand zu halten.

Uneinigkeit in der arabischen Welt

Auch in der arabischen Welt sind die Fronten alles andere als klar. Während Israel als Feindbild in der gesamten Region präsent ist, stößt der Iran auf immer mehr Widerstand. Vor allem sunnitische Länder wie Saudi-Arabien und Ägypten stehen der schiitischen Hisbollah und dem iranischen Einfluss im Libanon kritisch gegenüber.


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Besonders pikant: Als der Iran im April Israel mit Drohnen und Raketen angriff, gab es Berichte, dass Saudi-Arabien Israel heimlich mit Geheimdienstinformationen unterstützt habe.

Riad hält sich offiziell bedeckt, doch die Tatsache, dass es keine Reaktion auf die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gab, spricht Bände.

„Die Lage ist angespannt, aber das Königreich verfolgt seine eigenen Interessen“, kommentierte ein Diplomat aus der Region.

Für viele Golfstaaten ist Iran mittlerweile der größere Feind, als es Israel jemals war.

USA: Der alte Verbündete

Die USA haben seit Jahrzehnten eine klare Position: Sie stehen fest an der Seite Israels. Washington versorgt das Land nicht nur mit modernen Waffensystemen, sondern hat auch seine Präsenz im Nahen Osten verstärkt.

„Wir sind bereit, Israel in jedem Fall zu unterstützen“, betonte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erst kürzlich.

Tausende amerikanische Soldaten wurden in den letzten Monaten in die Region verlegt, um Israel notfalls zu verteidigen.

Die EU spielt im aktuellen Nahost-Konflikt kaum eine Rolle. Erst beim Wiederaufbau des Gaza-Streifens könnte Europa wieder ins Spiel kommen – als einer der wichtigsten Geldgeber der Region.

Doch die Unterstützung Israels ist in den USA nicht unumstritten. Besonders in linken Kreisen wächst die Kritik. Demonstrationen gegen die Waffenlieferungen an Israel haben in mehreren US-Städten stattgefunden, und das Thema könnte zu einem entscheidenden Faktor bei den kommenden Präsidentschaftswahlen werden.

China: Der stille Machtspieler

Während sich der Westen vor allem auf die Eskalation zwischen Israel und dem Iran konzentriert, hat China seine Rolle im Nahen Osten leise, aber strategisch ausgebaut. In den letzten Jahren hat Peking enge Beziehungen zum Iran geknüpft und sich als Vermittler in der Region positioniert.

„China spielt auf Zeit“, sagt ein Analyst. „Für Peking geht es vor allem darum, die USA zu schwächen, indem sie Konflikte in deren Einflussbereich anheizen.“

Chinas Ambitionen sind klar: Mehr Einfluss im Nahen Osten bedeutet auch wirtschaftliche Vorteile. Die Region ist ein wichtiger Teil der „Neuen Seidenstraße“, und Peking will sich langfristig als dominanter Akteur etablieren. Ob China jedoch als vertrauenswürdiger Vermittler in der Region auftreten kann, bleibt fraglich – zu offensichtlich sind die eigenen Interessen.

Europa: Ein Zuschauer am Rand

Und Europa? Während sich die USA, China und der Iran aktiv im Nahost-Konflikt positionieren, bleibt die EU weitgehend passiv. „Europa hat in diesem Konflikt keine Rolle gespielt“, resümierte ein Diplomat in Brüssel. Zwar gibt es EU-Missionen im Gaza-Streifen und am Grenzübergang Rafah, doch deren Einfluss ist minimal.

Wirklich aktiv könnte Europa erst wieder nach dem Ende der Kämpfe werden – vor allem, wenn es um den Wiederaufbau des Gaza-Streifens geht. Die EU wird dann wahrscheinlich als wichtiger Geldgeber auftreten, doch in der aktuellen Phase des Konflikts bleibt sie außen vor.

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