27. November, 2024

Politik

Naher Osten: Fragiler Waffenstillstand bietet Hoffnungsschimmer

Naher Osten: Fragiler Waffenstillstand bietet Hoffnungsschimmer

Ein Jahr des intensiven Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah scheint endlich einer Atempause zu weichen, da Präsident Joe Biden die Ausrufung eines durch die USA initiierten Waffenstillstands angekündigt hat. Dieser soll ab Mittwoch in Kraft treten und dem krisengebeutelten Libanon sowie Israel die dringend benötigte Erholung bringen.

Nach Monaten heftiger israelischer Bombardements, die im Libanon etwa 1,2 Millionen Menschen zur Flucht zwangen und über 3.750 Todesopfer forderten, verspricht die Feuerpause eine Abkehr von der Gewalt. Auf der anderen Seite der Grenze können rund 60.000 Israeler, die durch den ständigen Raketenbeschuss der Hisbollah vertrieben wurden, erstmals an eine Rückkehr in ihre Heimat denken.

Nicht nur könnte der Waffenstillstand das Risiko eines erneuten Konflikts zwischen Israel und seinem Widersacher Iran mindern, sondern auch die latente Gefahr eines ausgewachsenen Krieges im Nahen Osten abwenden. Die Region stand fast 14 Monate am Rande eines umfassenden Zusammenstoßes, von Gaza bis Beirut und Teheran.

Der Waffenstillstand, der mit einer ersten 60-tägigen Ruhephase beginnt, stützt sich auf die UN-Sicherheitsratsresolution 1701, die bereits 2006 dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah ein Ende setzte, jedoch nur unvollständig umgesetzt wurde. Die Hisbollah soll sich aus Südlibanon zurückziehen und nördlich des Litani-Flusses neu positionieren, während sich die israelischen Truppen auf ihre Grenzposten zurückziehen.

Sicherzustellen, dass dies auch passiert und die Hisbollah sich nicht neu formiert, wird eine Aufgabe für die libanesische Armee und UNIFIL, die UN-Friedenstruppe, sein. Beide sollen auch verhindern, dass die Hisbollah wieder mit iranischen Waffen über Syrien oder auf dem Seeweg aufgerüstet wird.

Ein wesentlicher Unterschied zu früheren Vereinbarungen ist der neue, von den USA angeführte Monitoring-Mechanismus, der Verstöße ahnden soll, auch wenn noch keine Details zu dessen Umsetzung bekannt sind. Israel betont jedoch, dass es sich sein Recht vorbehält, unilateral zu handeln, wenn es die Hisbollah als Bedrohung ansieht – ein potenzieller Sprengsatz für das fragile Arrangement.

Wie Premierminister Netanyahu diese Dynamik handhabt, wird entscheidend dafür sein, ob der Waffenstillstand Bestand hat. Die Entschlossenheit Israels, seine Sicherheit zu gewährleisten, steht im Mittelpunkt, während die Hisbollah, trotz herber Rückschläge, immer noch eine bedeutende Macht im zerbrechlichen Gefüge Libanons darstellt.

Der Waffenstillstand mag zwar eine Momentaufnahme der Ruhe in einer aufgewühlten Region sein, die Zukunft bleibt jedoch ungewiss. Die Hoffnungen auf Frieden sind da, aber ebenso die Schatten der nächsten Konflikte.