19. September, 2024

Wirtschaft

Näher an der Katastrophe: Der Kampf der Lebensmittelindustrie um Wasser

Näher an der Katastrophe: Der Kampf der Lebensmittelindustrie um Wasser

Mitten in der malerischen Hügellandschaft, etwa 20 km nördlich von Leeds, kämpft ein Bauer mit den unaufhörlichen Regengüssen. Währenddessen liest ein Branchenkenner von Just Food Berichte über die drohende Wasserknappheit, die kalifornische Zitrusanbaugebiete bedroht. Jay Famiglietti, Experte für globale Zukunftsfragen an der Arizona State University, äußert in der New York Times die düstere Prognose, dass Lebensmittelpreise in die Höhe schnellen werden, wenn das Grundwasser rapide schwindet.

Diese düstere Realität betrifft bereits viele Landwirte weltweit. Klimawandelbedingte Wasserschwankungen setzen sie unter Druck – sei es durch Übermengen oder durch Knappheit. In Großbritannien etwa sind intensive Geflügelbetriebe als Umweltsünder im Fokus. Französische Weizenbauern verzeichnen nach extremen Wetterperioden die schlechteste Ernte seit 40 Jahren.

Besonders kritisch ist die Lage in China, wo die Preise für Agrarprodukte aufgrund extremer Wetterbedingungen und daraus resultierenden Ernteausfällen stark gestiegen sind. Doch beobachten Branchenexperten, dass große Agrar- und Lebensmittelunternehmen trotz lauter Bedenken noch immer unzureichend auf die Wasserrisiken reagieren.

Ceres, eine US-Dachorganisation, hat in ihrer Untersuchung von 2021 gezeigt, dass weniger als die Hälfte der Unternehmen umfassende Wasserrisikobewertungen durchführen. Laut Famiglietti mangelt es an Bewusstsein für den exorbitanten Wasserverbrauch in der Lebensmittelproduktion. Nach einem Bericht der CDP drohen institutionellen Investoren dadurch Klagen, Reputationsschäden und Verlust der sozialen Lizensierung.

In England unterstützten Firmen wie Quorn Foods und Levy das Projekt auf Ings Farm zur Förderung nachhaltiger Landbewirtschaftung, um letztendlich die Wasserqualität zu verbessern. Ein Grund dafür: Zu viel Stickstoff und Phosphor in Abwässern können zu massiven Umweltproblemen führen.

Inzwischen wächst das Bewusstsein in der Branche. Firmen wie Cargill verdeutlichen in Blogs ihre Maßnahmen zur Wassereffizienz. Ebenso zeigen Initiativen wie die Science-Based Targets Initiative (SBTi) und Taskforce on Nature-related Disclosures (TNFD) die Wichtigkeit des Themas Wasser auf. Doch selbst bekannte Konzerne wie Nestlé stehen vor gigantischen Herausforderungen, Wasserrisiken auf all ihren Zuliefererebenen zu managen.

Ein Besuch der Führungsetage auf den betroffenen Farmen könnte dringend benötigte Perspektive bringen. Der Landwirtschafts- und Wassermanagementexperte Vincent Walsh ist überzeugt, dass solche direkten Erfahrungen CEOs die tatsächliche Lage ihrer Lieferanten und die Bedeutung des Wassermanagements vor Augen führen könnten.

Die Zeit drängt, doch es bleibt viel zu tun. Solange Unternehmen nicht effektiver auf Wasserknappheit und -verschmutzung reagieren, bedroht dies nicht nur das Ökosystem, sondern auch ihre eigene Zukunft.