Die Krise hat die Fintech-Szene durchgeschüttelt, aber nun zeigt sich: Die Talsohle scheint durchschritten. Deutsche Milliarden-Fintechs wie N26, Trade Republic und Bitpanda sind zurück im Wachstumsmodus – wenn auch mit angezogener Handbremse.
Die Zahlen zeigen es deutlich: Die App-Downloads ziehen wieder an, das Fundingklima stabilisiert sich, und die fetten Jahre könnten zurückkehren. Doch der Wettbewerb bleibt hart. Wer setzt sich durch?
N26: Endlich ohne Fesseln
Bei N26 war lange Stillstand angesagt – Schuld daran: die strenge Aufsicht der Bafin. Doch seit Juni ist das Neukundenlimit Geschichte, und die Berliner Neobank startet wieder durch.
Die App-Downloads schießen in die Höhe, und N26 investiert wieder in Marketing. Der Turbo ist gezündet, doch reicht das, um Revolut einzuholen? Eher nicht.
Revolut hat die Ruhezeit von N26 genutzt und international massiv expandiert. In Ländern, aus denen sich N26 zurückziehen musste, wie Brasilien oder den USA, hat der britische Neobank-Riese kräftig abgesahnt. Aktuell verzeichnet Revolut immer noch deutlich höhere Downloadzahlen als N26.
Die Berliner fokussieren sich jetzt auf Deutschland und Frankreich, aber der Vorsprung der Briten ist gewaltig. Wer hier die Marktführung zurückholen will, braucht mehr als nur ein paar Marketing-Kampagnen.
Trade Republic: Girokonto als Gamechanger
Auch Trade Republic hat sich nach der Fintech-Krise neu aufgestellt – und das mit Erfolg. Vor allem die Einführung eines Girokontos mit Kreditkarte zu Jahresbeginn war ein kluger Schachzug.
Die App-Downloads gingen durch die Decke, und das Fintech konnte seinen Vorsprung gegenüber Konkurrenten wie Scalable Capital deutlich ausbauen. Besonders clever: Mit dem neuen Kontomodell hat Trade Republic eine Nische gefunden, die über das klassische Brokerage hinausgeht und den Kunden langfristig bindet.
Während bei anderen Neobrokern die Zahlen schon wieder rückläufig sind, hält Trade Republic das Wachstumstempo hoch. Der Januar war traditionell stark, aber auch in den Folgemonaten blieben die Downloads stabil.
Damit haben sich die Berliner eine gute Position im Markt gesichert und dürften so schnell nicht vom Thron zu stoßen sein.
Bitpanda: Krypto und der Bitcoin-Hype
Im Kryptobereich bleibt es, wie so oft, volatil. Doch Bitpanda hat es geschafft, sich gegen den US-Giganten Coinbase zu behaupten. Beide Plattformen sind eng mit dem Bitcoin-Kurs verknüpft – und der hatte im Oktober 2023 einen Höhenflug, der sich direkt in den App-Downloads widerspiegelte.
Als der Bitcoin auf ein neues Rekordhoch kletterte, schossen die Zahlen bei Bitpanda und Coinbase durch die Decke.
Doch während sich der Bitcoin-Kurs mittlerweile wieder abgekühlt hat, halten sich die Downloads bei Bitpanda erstaunlich stabil. Das zeigt: Im Krypto-Rennen ist die Marktführerschaft längst nicht entschieden, und Bitpanda hat sich als europäischer Herausforderer gut positioniert.
Lesen Sie auch:
Der Wettbewerb mit Coinbase bleibt hart, aber die österreichische Krypto-Börse hat es geschafft, ihre Position zu festigen – zumindest vorerst.
Stabile Finanzierungen trotz Krisen
Dass die Fintechs wieder aufatmen können, liegt auch am verbesserten Fundingklima. Laut einer Studie von KPMG gab es im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 51 Deals im Wert von rund 480 Millionen Dollar – ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Nach dem Schock der hohen Zinsen und geopolitischen Unsicherheiten haben Investoren wieder mehr Vertrauen in die Branche gefasst.
Für die Milliarden-Fintechs wie N26, Trade Republic und Bitpanda bedeutet das: Die schlimmsten Zeiten scheinen vorbei. Es wird wieder investiert, die Wachstumsstrategien greifen, und auch die App-Downloads steigen wieder. Doch der Weg nach oben bleibt steinig – vor allem, weil die Konkurrenz nicht schläft.