21. September, 2024

Wirtschaft

Mysteriöse Ex-UN-Mitarbeiterin Cristiana Barsony-Arcidiacono und die tödlichen Pager

Mysteriöse Ex-UN-Mitarbeiterin Cristiana Barsony-Arcidiacono und die tödlichen Pager

Cristiana Barsony-Arcidiacono, eine bemerkenswerte Frau, die sieben Sprachen spricht und einen Doktortitel in Teilchenphysik besitzt, steht derzeit im Zentrum einer tragischen Ereignisserie. Die italienisch-ungarische CEO und Inhaberin der in Budapest ansässigen BAC Consulting wird in Verbindung gebracht mit dem jüngsten Drama in Libanon, bei dem explodierende Pager 12 Menschen das Leben kosteten und über 2.000 verletzten. Obwohl ihre Firma als Lizenzgeber für die Pager von dem taiwanesischen Hersteller Gold Apollo fungierte, bestreitet Barsony-Arcidiacono vehement, dass sie die Geräte produziert habe.

In Interviews mit NBC News erklärte sie: „Ich bin nur die Zwischenhändlerin. Ich denke, Sie haben da etwas falsch verstanden.“ Seitdem ist die 49-Jährige jedoch aus der Öffentlichkeit verschwunden. Weder Nachbarn noch Kollegen haben sie gesehen, und auf Anfragen von Reuters reagierte sie bislang nicht. Ihre Wohnung im eleganten zentralen Budapest ist seit Tagen verschlossen.

Laut Angaben der ungarischen Regierung handelt es sich bei BAC Consulting um eine „Handelsvermittlungsfirma“, die keinen Produktionsstandort in Ungarn besitzt. Demnach waren die Pager niemals im Land.

Ihr bisheriger Werdegang zeigt eine Frau, die durch ihre beeindruckende Intelligenz und ein bewegtes Berufsleben in europäischen und afrikanischen Hilfsprojekten geprägt ist. Kilian Kleinschmidt, ehemaliger UN-Humanitäradministrator, der Barsony-Arcidiacono 2019 für ein sechmonatiges Ausbildungprojekt in Tunesien engagierte, bezeichnete die Anstellung als großen „Fehler“. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich ihrer Mitarbeiterführung trennte er sich frühzeitig von ihr.

An ihrer Budapester Adresse zeigen Pastellzeichnungen von Aktfiguren an den Wänden einer kleinen Vorhalle ihr künstlerisches Talent. Nachbarn beschreiben sie als freundlich und kommunikativ, während Organisatoren eines örtlichen Kunstclubs berichten, dass sie seit einigen Jahren nicht mehr teilgenommen habe.

Trotz ihres wissenschaftlichen Hintergrunds, darunter ein Physik-Doktorat vom University College London und vermeintliche weitere Abschlüsse von renommierten Institutionen, scheint Barsony-Arcidiacono keine wissenschaftliche Laufbahn verfolgt zu haben. Ihre beruflichen Stationen sind durch diverse NGO-Projekte in Europa, Afrika und dem Nahen Osten gekennzeichnet, und auch hier gibt es Diskrepanzen zwischen ihren Angaben und den verifizierbaren Fakten.

So behauptet sie beispielsweise, Mitglied des Vorstands des Earth Child Institute in New York gewesen zu sein, was die Gründerin der Organisation jedoch bestreitet. Auch ihre Zeit bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) wird in Frage gestellt; laut IAEA war sie lediglich für acht Monate als Praktikantin dort tätig. BAC Consulting selbst gibt wenig über seine eigentlichen Geschäfte preis und war zuletzt unter einer gemieteten Büroadresse am Rande von Budapest registriert.

Die mysteriöse Figur von Barsony-Arcidiacono und die tragischen Ereignisse werfen zahlreiche Fragen auf. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Details über die aktuelle Affäre ans Tageslicht kommen.