Innovation oder Umstrukturierung? Elon Musk, der unkonventionelle Unternehmer, hat verkündet, eine kostenpflichtige Einführungsphase für Neuanmeldungen auf seiner Online-Plattform X einzuführen. Dieser Schritt soll insbesondere dazu dienen, dem Problem automatisierter Bots Einhalt zu gebieten. Musk erklärte, es handele sich um eine geringfügige Summe, ließ jedoch offen, wie hoch diese genau ausfallen soll. Im Anschluss an eine dreimonatige Bezahlfase sind die Services für Anwender dann gebührenfrei zugänglich.
Die Problematik der Bot-Accounts ist für Musk nicht neu. Schon zur Zeit der Akquisition von Twitter kritisierte er massiv die Präsenz solcher nicht authentischer Profile. Während der Kaufverhandlungen, die sich auf einen Betrag von rund 44 Milliarden Dollar beliefen, versuchte er sogar zeitweilig, sich mit dieser Argumentation aus dem Abkommen zurückzuziehen. Jedoch trieb die Möglichkeit einer gerichtlichen Anordnung den Kauf letztlich voran. Seitdem hat Musk mehrfach zugesichert, die Kontrolle über das Bot-Problem zu erlangen, beklagt jedoch, dass moderne KI-Systeme zur Identifizierung dieser Scheinprofile nicht ausreichend sind.
Experimente mit der Einführungsgebühr begannen bereits im Herbst, zunächst in Neuseeland und auf den Philippinen. Neulinge auf der Plattform X konnten erst nach Entrichtung eines US-Dollars pro Jahr aktiv werden, also selbst Beiträge schreiben und andere Inhalte teilen. Eine passive Nutzung war hingegen auch ohne Kosten möglich. Trotz des Testlaufes stieß dieser Ansatz auf Kritik. IT-Sicherheitsexperte Marcus Hutchins gab zu bedenken, dass die niedrige Gebühr Bot-Aktivitäten kaum verhindern würde und dem Unternehmen eher Mehrkosten durch Rückbuchungen von Zahlungen drohten, speziell durch den Einsatz gestohlener Kreditkarteninformationen durch Spammer.
Die Herangehensweise, Grundfunktionen auf Online-Plattformen zu verrechnen, ist indes ungewöhnlich. Über die Nutzeranzahl von X liegen derzeit keine genauen Informationen vor, da das Unternehmen nicht börsennotiert ist und somit keine geschäftlichen Kennzahlen offenlegen muss.
Werbung generierte vormals den Großteil von Twitters Einnahmen. Allerdings haben sich diese Erlöse seit Musks Übernahme reduziert, berichtet der CEO von Halbierungen. Zahlreiche Unternehmen zogen sich aufgrund des befürchteten negativen Umfeldes von der Plattform zurück, was Musks Fokus auf Abonnementgebühren verstärkte. Beispielsweise wurden die täglich einsehbaren Beiträge ohne monatliche Gebühr begrenzt.
Erst kürzlich startete X einen "bedeutenden" Feldzug gegen Spam- und Bot-Accounts. Dabei warnte das Unternehmen vor möglichen Fluktuationen unter den Follower-Zahlen. Ein CNBC-Bericht zeigt unterdessen ein weiteres Problem auf: Hassrede und Nazi-Sympathie unter den zahlenden Abonnenten von X. Musk indessen widerspricht der Existenz eines ernsthaften Problems mit Hassreden in seinem Netzwerk und betont die unterschiedliche Wahrnehmung zwischen individuellen Beiträgen und dem, was die Mehrheit der Nutzer sieht. Musk spricht sich für Redefreiheit aus, trotz politischer Positionen, die ihn wiederholt in die Nähe des amerikanischen rechten Spektrums rücken.