Ein Rekordjahr mit Schattenseiten
MTU hat 2024 ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Nach dem ersten Jahresverlust der Unternehmensgeschichte kehrte der DAX-Konzern in die Gewinnzone zurück. Der Umsatz kletterte um 18 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, der operative Gewinn legte sogar um 28 Prozent auf über eine Milliarde Euro zu.
Doch es gibt zwei Probleme: Die Altlasten aus dem großangelegten Triebwerksrückruf belasten das Unternehmen weiter, und der Mittelabfluss sorgt für Unruhe unter Investoren. Finanzvorstand Peter Kameritsch räumte ein, dass allein 2024 und 2025 jeweils 300 Millionen Euro nach Steuern für Entschädigungen und Reparaturen anfallen.
Anleger reagierten skeptisch – und schickten die MTU-Aktie um mehr als fünf Prozent in den Keller.
Warum der Markt nicht begeistert ist
Obwohl die Zahlen gut sind, fällt die Reaktion der Börse verhalten aus. Analysten kritisieren vor allem den schwachen Free Cashflow, der im vierten Quartal mit einem Abfluss von 30 Millionen Euro schlechter ausfiel als erwartet.
JPMorgan-Experte David Perry rechnet vor: Der Cashflow lag um 75 Millionen Euro unter den Schätzungen. Das zeigt, dass MTU zwar mehr verdient, aber weniger liquide Mittel zur Verfügung hat – ein kritischer Punkt für Investoren.
Die Aktie fiel unter die 50-Tage-Durchschnittslinie, ein technisches Verkaufssignal. Der Kursrückgang kam zudem nach einer Phase der Stärke: Vor wenigen Wochen notierte die Aktie noch nahe ihrem Allzeithoch von über 350 Euro.
Der Dollar hilft – aber reicht das?
Ein Grund für den optimistischen Ausblick des Unternehmens ist die Entwicklung des US-Dollars. MTU profitiert von der starken amerikanischen Währung, da ein großer Teil der Einnahmen in Dollar erzielt wird.
Deshalb hebt das Unternehmen seine Umsatzprognose für 2025 auf 8,7 bis 8,9 Milliarden Euro an – 400 Millionen Euro mehr als noch im November erwartet. Der operative Gewinn soll um 15 Prozent steigen.
Doch bleibt die Frage: Wie nachhaltig ist dieses Wachstum?
Das Triebwerksproblem: Ein Fass ohne Boden?
MTU ist Teil des Konsortiums, das die Getriebefan-Triebwerke für Airbus herstellt. Seit Mitte 2023 müssen rund 3000 dieser Antriebe wegen Materialproblemen zurückgerufen und repariert werden.
Die Arbeiten dauern Monate – und binden massive Kapazitäten. Zwar sind die Wartezeiten inzwischen unter 100 Tagen pro Triebwerk gesunken, doch weltweit stehen weiterhin 450 Airbus-Jets am Boden.
Besonders teuer: Die Entschädigungszahlungen an Airlines, die ihre Maschinen nicht einsetzen können.
Offen bleibt, ob MTU und Partner Pratt & Whitney die Kosten fair untereinander aufteilen. MTU-Chef Lars Wagner ließ sich dazu nicht genau in die Karten schauen und sprach von einer „partnerschaftlichen Lösung“.
Führungswechsel: Ein Risiko oder eine Chance?
2025 wird ein Jahr der Veränderungen für MTU. Konzernchef Lars Wagner verlässt das Unternehmen und wechselt zu Airbus, wo er künftig die wichtigste Geschäftssparte des Flugzeugbauers leiten wird.
Sein Nachfolger wird Johannes Bussmann, ehemaliger CEO von Lufthansa Technik. Er gilt als erfahrener Manager, muss sich aber erst in der Rüstungs- und Luftfahrtindustrie beweisen.
Auch auf der Finanzseite gibt es einen Wechsel: Katja Garcia Vila übernimmt den Posten der Finanzchefin von Peter Kameritsch. Sie kommt von Continental und bringt Erfahrung aus der Automobilbranche mit – einer Industrie, die sich in vielen Aspekten deutlich von der Luftfahrt unterscheidet.
Die Führungskräfte müssen sich schnell beweisen. Investoren schauen genau hin, wie sie mit den Altlasten umgehen und ob sie das Wachstumstempo halten können.
Das könnte Sie auch interessieren:
