MSCI World: Die Rendite-Lüge der deutschen Sparer
Die Dominanz der US-Tech-Riesen im MSCI World sorgt für glänzende Zahlen – aber was passiert, wenn der Boom endet? Anleger unterschätzen die Risiken dieses ETF-Klassikers.

Börse

MSCI World: Die Rendite-Lüge der deutschen Sparer

Er ist der Liebling deutscher Anleger – doch der MSCI World hat auch Schwächen. Neue Alternativen versprechen mehr Sicherheit, aber lohnt sich der Wechsel?

Der MSCI World: Beliebt, aber riskant?

Der MSCI World ist seit Jahren das Standardwerkzeug für deutsche ETF-Anleger. Mit seiner breiten Abdeckung von über 1.400 Aktien aus 23 entwickelten Ländern und einer beeindruckenden Rendite von 87 Prozent in den letzten fünf Jahren scheint er die ideale Wahl zu sein.

Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Mehr als 70 Prozent des Index bestehen aus US-Aktien, ein erheblicher Anteil davon aus großen Tech-Unternehmen wie Apple, Microsoft und Nvidia. Das macht ihn anfällig für Schwankungen in der US-Wirtschaft und Technologiebranche.

Neue Fonds im Vergleich: Breitere Diversifikation, geringere Renditen?

Für Anleger, die weniger Risiko eingehen wollen, gibt es Alternativen. Doch wie schneiden diese Fonds wirklich ab?

FTSE All-World: Mehr Länder, weniger Fokus

Mit über 2.600 Aktien aus 56 Ländern, darunter auch Schwellenländer wie China und Indien, streut der FTSE All-World breiter. Allerdings bleibt die US-Dominanz stark – über 60 Prozent der Gewichtung entfallen auf US-Werte. Renditetechnisch hat der Fonds leicht das Nachsehen gegenüber dem MSCI World.

MSCI ACWI: Ähnlich, aber nicht besser

Der MSCI ACWI umfasst ebenfalls Schwellenländer und deckt 47 Märkte ab. Die Streuung ist breiter, aber die Renditen bleiben hinter dem MSCI World zurück. Anleger zahlen hier oft auch höhere Gebühren, was die Erträge zusätzlich schmälert.

MSCI ACWI IMI: Breiter geht es kaum

Mit rund 8.800 Titeln und einer Abdeckung kleiner, mittlerer und großer Unternehmen setzt der MSCI ACWI IMI auf maximale Diversifikation. Doch auch hier bleibt der hohe Anteil von US-Aktien ein zentraler Kritikpunkt. Zudem liegt die Rendite spürbar unter der des MSCI World.

Gerd Kommer Multifactor ETF: Weniger US-Fokus, weniger Ertrag

Dieser Fonds geht einen anderen Weg: Er reduziert die Gewichtung von US-Aktien auf etwa 44 Prozent und berücksichtigt wirtschaftliche Kennzahlen wie das Bruttoinlandsprodukt. Doch die Performance bleibt deutlich hinter anderen ETFs zurück. Dafür bietet er ein geringeres Klumpenrisiko – besonders interessant in turbulenten Marktphasen.

Risikomanagement: Warum Diversifikation nicht gleich Sicherheit bedeutet

Ein häufiges Missverständnis bei ETFs ist, dass mehr Diversifikation automatisch mehr Sicherheit bedeutet. Breiter gestreute Fonds wie der MSCI ACWI IMI oder der FTSE All-World umfassen zwar mehr Aktien, doch der hohe Anteil von US-Werten bleibt bestehen.

Ein echter Schutz vor Marktrisiken sieht anders aus. Besonders in Phasen von Marktturbulenzen zeigt sich, dass eine breitere Streuung oft nicht ausreicht, um Verluste effektiv abzufedern. Anleger sollten daher nicht nur die Anzahl der Aktien im Portfolio, sondern auch deren geografische und sektorale Gewichtung im Blick behalten.

Einfluss von Währungen: Die unsichtbare Rolle des Dollars

Ein weiterer Aspekt, der bei Welt-ETFs oft übersehen wird, ist die Währungsabhängigkeit. Der MSCI World und viele seiner Alternativen profitieren stark von der Stärke des US-Dollars. Für europäische Anleger kann das kurzfristig positiv sein, wenn der Dollar zulegt.

Langfristig jedoch birgt diese Abhängigkeit auch Risiken, insbesondere bei einer möglichen Abwertung der US-Währung. Anleger sollten sich bewusst machen, dass die Performance ihres ETFs nicht nur von den zugrunde liegenden Unternehmen, sondern auch von Wechselkursen beeinflusst wird.

Was ist wichtiger: Sicherheit oder Rendite?

Der MSCI World punktet durch seine starke Rendite und bleibt die erste Wahl für Anleger, die vom Boom der US-Tech-Branche profitieren wollen. Wer sich jedoch breiter aufstellen möchte oder sich vor Marktkonzentrationen schützen will, findet in Alternativen wie dem FTSE All-World oder dem Gerd Kommer ETF passende Lösungen – auch wenn diese bisher weniger Rendite bringen.

Die Wahl des richtigen ETFs hängt von Ihren Zielen ab. Wollen Sie hohe Renditen und sind bereit, die Risiken einer starken US-Abhängigkeit in Kauf zu nehmen? Dann ist der MSCI World die beste Wahl. Suchen Sie hingegen langfristige Stabilität und breitere Diversifikation, lohnt sich ein Blick auf andere Fonds. Es gibt keine perfekte Lösung, nur die richtige für Ihre individuelle Anlagestrategie.