Es ist eine stille Krise, die sich in Deutschlands Büros und Fabriken ausbreitet. Laut einer aktuellen LinkedIn-Studie fühlen sich 60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer in ihrem Job gelangweilt oder unterfordert.
Fast jeder Dritte gibt zu, nur noch das Nötigste zu tun. In einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit wirkt sich diese Motivationsmüdigkeit zunehmend auf die gesamte Volkswirtschaft aus.
„Das Gefühl des Stillstands hat viele erfasst“, erklärt Barbara Wittmann, LinkedIn-Chefin für die DACH-Region. Besonders alarmierend: Trotz Unzufriedenheit denkt nur die Hälfte der Befragten über einen Jobwechsel nach.
Die restlichen Beschäftigten verharren in ihrer aktuellen Position – häufig aus Angst vor der unsicheren Lage am Arbeitsmarkt.
Die Ursachen: Unsicherheit und wirtschaftlicher Druck
Der wirtschaftliche Druck und die politischen Unsicherheiten im Jahr 2025 scheinen eine zentrale Rolle zu spielen. Laut der Studie empfinden 58 Prozent der Arbeitnehmer die gegenwärtigen Bedingungen als Hindernis, um neue berufliche Herausforderungen anzugehen.
Auch die Realität auf dem Arbeitsmarkt macht vielen zu schaffen: 34 Prozent berichten, dass sie sich auf mehr Stellen bewerben als früher, dabei aber weniger Rückmeldungen erhalten. Besonders junge Beschäftigte spüren den Druck.
In einer separaten Studie von EY gaben über 40 Prozent der jungen Erwachsenen an, dass sie sich vorstellen könnten, Deutschland aus Karrieregründen zu verlassen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren.
Die Folgen: Produktivitätsverlust und Frust
Die Auswirkungen dieser Krise sind weitreichend. Die Motivationsprobleme könnten die ohnehin schwache Produktivitätsentwicklung in Deutschland weiter belasten. Experten warnen, dass Unternehmen mit solchen Beschäftigten nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
Hinzu kommt, dass die Unzufriedenheit häufig zu gesundheitlichen Problemen führt. Der Krankenstand in Deutschland ist auf Rekordhöhe. Psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen, die oft aus beruflicher Frustration resultieren, nehmen zu.
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Lösungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Barbara Wittmann sieht in der sogenannten „internen Mobilität“ einen Schlüssel zur Lösung.
„Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern mehr Möglichkeiten bieten, sich weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erwerben“, sagt sie.
Besonders technische Innovationen wie KI könnten dabei helfen, ungenutztes Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen.
Doch auch die Arbeitnehmer selbst sind gefragt. „Es gibt exzellente Weiterbildungsangebote, die jeder individuell nutzen kann“, erklärt Wittmann. Online-Kurse und flexible Lernprogramme seien ideale Werkzeuge, um sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Die Chancen der Älteren: Erfahrung nutzen
Während jüngere Arbeitnehmer von der Unsicherheit stärker betroffen sind, können ältere Beschäftigte ihre Lebenserfahrung nutzen.
„Empathie, ethisches Urteilsvermögen und Führungsstärke – das sind Fähigkeiten, die nicht durch Technologie ersetzt werden können“, betont Wittmann.
Allerdings müssen auch ältere Arbeitnehmer den Wandel aktiv mitgestalten. Lebenslanges Lernen sei unverzichtbar, um in der Arbeitswelt von morgen bestehen zu können.