In den frühen Morgenstunden, als die „Crocus City Hall“ bei Moskau in Flammen stand und Schüsse die Luft zerrissen, wurde eine schmerzhafte Erinnerung wach. Bilder von fliehenden Menschen, vorbeihuschend an den Leichen ihrer Mitbürger, beschwören die Schatten der Vergangenheit herauf, eine Zeit, in der Russland regelmäßig durch die kalte Hand des Terrors heimgesucht wurde.
Wir berichteten bereits:
Der jüngste Anschlag, zu dem sich der "Islamische Staat" bekannte, wirft ein grelles Licht auf eine möglicherweise fatale Fehleinschätzung der aktuellen Bedrohungslage durch den Kreml.
Ein Wiedergänger des Schreckens
Die brutale Attacke erinnert an dunkle Kapitel zu Beginn des Jahrtausends, als Explosionen und Geiselnahmen das russische Kernland in Atem hielten. Der Schrecken, der einst mit brutaler Hand niedergehalten wurde, scheint nun, Jahre später, eine spektakuläre Rückkehr zu erleben.
Die Frage, die sich nun stellt: War der scheinbare Sieg über den islamistischen Terror nur eine Illusion, ein brüchiges Fundament, auf dem Putins Selbstinszenierung als unerschütterlicher Beschützer ruhte?
Die bröckelnde Bastion
Die einst omnipräsente Angst vor Anschlägen, die das tägliche Leben in Russland jahrzehntelang prägte, schien durch strikte Sicherheitsmaßnahmen und Putins hartes Vorgehen gegen den Terror verschwunden.
Doch der aktuelle Anschlag entlarvt die vermeintliche Sicherheit als trügerisch. Die russischen Geheimdienste, einst gefeiert für ihre Härte im Umgang mit Terroristen, stehen nun in der Kritik, unfähig zu sein, die neue alte Bedrohung abzuwenden.
Die Ironie des Schicksals: Gerade als Putin westliche Warnungen vor Terroranschlägen als bloße Angstmacherei abtat, schlug der Terror mit voller Wucht zu.
Die Zwickmühle der Schuldzuweisungen
Die Reaktion des Kremls auf die jüngsten Ereignisse deutet auf ein bekanntes Muster hin: die Schuld externalisieren, den Westen und insbesondere die Ukraine beschuldigen.
Diese Strategie, die Verbindungslinien zu „ukrainischen Nazis“ und Islamisten zu ziehen, mag auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinen, doch sie fügt sich nahtlos in das Narrativ der russischen Propaganda ein.
Eine Propaganda, die seit Jahrzehnten darauf ausgerichtet ist, externe Feinde für innenpolitische Misserfolge verantwortlich zu machen.
Ein Spiel mit dem Feuer
Die Rückkehr des Terrors nach Moskau stellt somit nicht nur eine unmittelbare Sicherheitsbedrohung dar, sondern auch eine politische Zerreißprobe für Putin.
Die jüngsten Anschläge sind ein Symptom tiefgreifender Probleme innerhalb des russischen Sicherheitsapparates und der politischen Führung.
Sie verdeutlichen die Gefahren einer Politik, die auf Repression und externer Feindbildkonstruktion basiert, ohne die eigentlichen Ursachen des Terrorismus zu adressieren.
Die unbequeme Wahrheit
Die jüngsten Ereignisse in Moskau sind ein Weckruf für die russische Führung, dass der Kampf gegen den Terror nicht allein durch Machtdemonstration und harte Rhetorik gewonnen werden kann.
Es bedarf einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Ursachen und einer Strategie, die über das bloße Reagieren hinausgeht. Die Geschichte hat gezeigt, dass weder Angstmacherei noch die Suche nach Sündenböcken eine Gesellschaft vor den Schrecken des Terrorismus schützen können.